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Vorlesung 1: Lexikologie als sprachwissenschaftliche Disziplin. Das Wort und seine Bedeutung

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  1. Bedeutung.
  2. Das Wort als Gegenstand der Lexikologie
  3. Das Wort als Grundeinheit der Sprache. Seine Funktionen
  4. Der Wortschatz als Gegenstand der Lexikologie
  5. III. Aufteilung der Lexikologie
  6. L'Inconnue de la Seine
  7. Lexikologie als Wissenschaft (Gegenstand, Probleme, Bestandteile).
  8. Thema 4. Die Bedeutung des Wortes und seine Paradigmatik (4.1.); die paradigmatikbezogenen Probleme (4.2.)
  9. Thema № 1 Lexikologie als Wissenschaft und Lehrfach
  10. Vorlesung 2: Polysemie und Homonymie
  11. Vorlesung 3: Bedeutungsbeziehungen im lexikalisch-semantischen System

1. Gegenstand und Aufgaben der Lexikologie

 

Die Lexikologie ist eine sprachwissenschaftliche Disziplin. Sie untersucht die Wörter und den Wortschatz (das Lexikon) einer Sprache in seiner Entstehung, Entwicklung und in seinem gegenwärtigen Zustand. Die Lexikologie wird in zwei Hauptabschnitte eingeteilt: 1. die Wortlehre und 2. die Wortschatzlehre. Die Lexikologie hat also zwei Gegenstände: 1. die Wortlehre untersucht das einzelne Wort als strukturelle und semantische Grundeinheit der Sprache mit seiner formalen und inhaltlichen Struktur und 2. die Wortschatzlehre erforscht den Wortschatz einer Sprache als System mit verschiedenen Gruppierungen der Lexik. Beide Abschnitte der Lexikologie sind aufs engste miteinander verbunden. Wort- und Wortschatzlehre in der Lexikologie sind genauso zu unterscheiden, wie Morphologie und Syntax in der Grammatik.

 

Die Lexikologie als Wortlehre wird in verschiedene Zweige eingeteilt, obwohl die Elemente der Wortschatzlehre darin auch enthalten sind. Diese Zweige der Wortlehre sind a) die Etymologie, b) die Semasiologie, c) die Onomasiologie, d) die Wortbildungslehre, e) die Phraseologie.

 

Die Etymologie ist eine diachronische Wissenschaft und erforscht die ursprüngliche Bedeutung (die Urbedeutung) und die allerälteste Gestalt (die Urgestalt) der Wörter sowie den Zusammenhang zwischen der Urbedeutung und der Urgestalt. So z.B. ist das Wort Nelke f alte niederdeutsche Diminutivbildung zu Nagel mit dem niederdeutschen Suffix -kin-: negel-kin. Ursprünglich war es die Bezeichnung der nagelförmigen Gewürznelke und wurde erst später durch die Ähnlichkeit im Duft auf die betreffende Blume übertragen. Die Semasiologie oder die Bedeutungslehre ist die Wissenschaft von der Bedeutung (Semantik) der lexikalischen Einheiten und kann synchronisch und diachronisch sein. Die diachronische Semasiolgie ist die Lehre vom Bedeutungswandel (Bedeutungsentwicklung) und berührt aufs engste mit Etymologie. Die synchronische Semasiologie untersucht die Semantik der Wörter in einer bestimmten Epoche der Sprachentwicklung sowie die semantischen Gruppen innerhalb des Wortbestandes (Synonyme, Antonyme). Die Onomasiologie oder die Bezeichnungslehre untersucht die Bezeichnungsmöglichkeiten für einen Begriff oder den Inventar der Benennungseinheiten einer Sprache, und kann sowohl synchronisch als auch diachronisch gestaltet werden. Wo liegt der Unterschied zwischen der Onomasiologie und der Lexikologie?

 

 

Die Wortbildungslehre kann auch synchronisch und diachronisch sein. Diese Wissenschaft untersucht die Prozesse der Bildung neuer Wörter und die Resultate der Wortbildungsprozesse – Wortbildungskonstruktionen. Die Phraseologie ist die Lehre von festen Wortverbindungen (den so genannten phraseologischen Einheiten) einer Sprache.

 

Die Lexikologie als Wortschatzlehre untersucht die Struktur des Lexikons als System, lexikalische Kategorien (Polysemie, Homonymie, Synonymie, Antonymie, Hyperonymie/Hyponymie, Paronymie u.a.) und beschreibt die Stratifikation des Wortbestandes, d.h. seine historische, regionale, soziolinguistische, national bedingte und kulturspezifische Schichtung.

 

Außerdem ist Lexikologie mit Lexikographie verbunden. Die Lexikographie gilt als praktischer Anwendungsbereich der lexikologischen Erkenntnisse. Sie beschäftigt sich mit der Bearbeitung und der Darstellung des lexikalischen Materials in verschiedenen Wörterbüchern.

 

2. Das Wort als Grundeinheit der Sprache. Wort und Begriff

 

Die Sprache ist ein Zeichensystem. Die sprachlichen Zeichen stehen in bestimmten Beziehungen zueinander. Dem Sprachsystem steht die Rede gegenüber als Realisierung dieses Systems in der Kommunikation. Die Sprache erfüllt vier Funktionen: kommunikative (Verständigungsmittel), nominative (benennende, bezeichnet Gegenstände /Prozesse), kognitive (verallgemeinernde, fixiert Begriffe, ermöglicht das Denken) und pragmatische (zeigt das Verhalten der Menschen zur Wirklichkeit und zum Gesagten). Man unterscheidet in der Linguistik Sprache – Denken – Realität. In der Lexikologie tritt diese Beziehung in Form eines semantischen Dreiecks auf: Wort – Begriff – Gegenstand (Denotat).

 

Das Wort ist die strukturelle und semantische Grundeinheit der Sprache. Es hat bilateralen Charakter und verbindet Materielles (Formativ, Lautkomplex) und Ideelles (Inhalt, Bedeutung). Das Wort ist die sprachliche Hülle des Begriffs. Der Begriff ist eine verallgemeinernde Widerspiegelung der Gegenstände und Erscheinungen in unserem Bewusstsein. Der Begriff existiert im Wort als seine Bedeutung. Und die Bedeutung ist der Inhalt des Wortes. Das Wort als Einheit von Form und Bedeutung entsteht im Prozess des Bezeichnens oder der Nomination. Die Lautform eines Wortes ist kein Spiegelbild des Gegenstandes. Es besteht zwischen ihnen kein motivierter Zusammenhang. Das Wort ist nicht ein Produkt der Natur, sondern das Ergebnis der Konvention. Das wichtigste Merkmal des Wortes ist die Asymmetrie seiner beiden Seiten. Zwischen Formativ und Wortinhalt besteht keine 1:1-Entsprechung. Hinter einem Formativ können verschiedene Bedeutungen stecken (vgl. Platte). Diese Erscheinung heißt Polysemie. Und umgekehrt kann eine Bedeutung durch verschiedene Formative ausgedrückt werden (Synonymie) (vgl. ablehnen – abblocken).

 

Das Wort als Grundeinheit der Sprache kann alle sprachlichen Funktionen erfüllen: die nominative (die Funktion der Benennung), die kognitive (signifikative) (die Funktion der Verallgemeinerung), die kommunikative (Verständigungsmittel) und die pragmatische (Verhalten zum Bezeichneten).

 

Aus lexikalisch-semantischer Sicht stellt das Wort den kleinsten selbständigen Bedeutungsträger dar. Morphematisch ist das Wort eine Einheit von Morphemen. Morpheme sind die kleinsten bedeutungstragenden Einheiten der Sprache. Man unterscheidet zwischen lexikalischen und grammatischen Morphemen. Lexikalische Morpheme sind Wurzelmorpheme und Wortbildungsaffixe. Grammatische Morpheme sind grammatische Suffixe und Flexionen. Fonologisch erkennt man das Wort an Pausen im Sprechakt und an der Wortbetonung. Graphemisch ist das Wort eine durch Leerstellen isolierte Einheit. Syntaktisch kann man das Wort durch seine syntaktische Funktion als Satzglied bestimmen.

 

Das Wort ist nicht nur eine Einheit der Sprache, sondern auch eine Einheit der Rede. Als Einheit der Sprache ist das Wort lautlich-inhaltlich strukturiert: Es besteht aus Phonemen und Morphemen. Auch ist das Wort im sprachlichen System organisiert: Es gehört zu einer bestimmten Wortklasse mit einer kategoriellen Grundbedeutung. Auf Grund bestimmter semantischer Merkmale ist das Wort Bestandteil eines lexikalisch-semantischen Paradigmas. Als Einheit der Rede ist das Wort artikuliert, isoliert als Minimaläußerung des Sprechers, kombiniert als Glied eines Syntagmas oder eines Satzes. Mit Aktualisierung seiner Bedeutung bezieht sich das Wort als Symbol auf das sachlich Gemeinte und ist als Information an einen Hörer oder Leser gerichtet.

 

3. Motiviertheit (Motivation) der Benennung. Die innere Form (das Etymon)

 

Die Motiviertheit (die Motivation) des sprachlichen Zeichens ist die Beziehung zwischen Formativ und Bedeutung. Das Motiv oder das Merkmal, das der Bezeichnung zu Grunde liegt, nennt man die innere Wortform oder das Etymon. Man unterscheidet drei Arten des Etymons: das lebendige, verdunkelte und tote Etymon. Das lebendige Etymon haben etymologisch motivierte Wörter. Solche Wörter lassen sich leicht etymologisieren, vgl. подберёзовик, Birkenpilz, белый гриб, Steinpilz. Wenn es nicht leicht ist, das Motiv der Bezeichnung zu bestimmen, muss man sie einer speziellen historisch-etymologischen Analyse unterwerfen. Solche Wörter haben ein verdunkeltes Etymon, vgl. Hemd kommt vom ahd. Wort hamo "Hülle, Decke" (vgl. Himmel, хламида). Es gibt im modernen Deutsch auch viele Wörter, bei denen das der Benennung zu Grunde liegende Etymon aus der Sprache verschwunden ist. Solche Wörter haben ein totes Etymon, vgl. Auge, Ohr. Die Verdunkelung des Etymons folgende Ursachen: Wörter verschwinden aus dem Sprachgebrauch, es gibt verschiedene Veränderungen in der lautlichen Form des Wortes, Wörter verändern ihre Bedeutung (Bedeutungswandel).

 

Es werden drei Arten der Motivation abgegrenzt: phonetisch-phonologische, morphematische und semantische Motivation. Eine phonetisch-phonologische Motivation haben lautmalende, schallnachahmende Wörter (Onomatopoetica), vgl. bellen, gackern, kichern. Eine morphematische oder morphologische Motivation haben Wörter, bei denen sich die Gesamtbedeutung aus den Morphembedeutungen ergibt, vgl. Schreibtisch, Lehrer. Es gibt auch "idiomatische" Wörter, vgl. Handtuch, Kindergarten, Lichterkette. Eine semantische Motivation haben die Wörter, bei denen sich eine Neubedeutung aus der früheren Bedeutung entwickelt, vgl. Maus "kleines Tier" und "Computergerät".

 

Die Sprache strebt nach Motivierung ihrer Einheiten. Wenn das Benennungsmotiv nicht mehr zu erkennen ist, entsteht auf Grund begrifflicher oder lautlicher Angleichung an durchsichtige Wörter eine neue Etymologie. Man nennt sie Volksetymologie (Fehletymologie). Es handelt sich um laienhafte etymologische Zuschreibungen für bestimmte Lexeme. Fremde oder als fremd empfundene Lexeme werden etymologisch falsch remotiviert. Das Wort Maulesel, dessen Bestimmungswort Maul auf lateinisches mulus "Kreuzung aus Esel und Pferd" zurückgeht.

 

4. Definition der lexikalischen Bedeutung. Aspekte und Typen der Wortbedeutung

 

Sprachliche Zeichen sind Produkte der gesellschaftlich determinierten kognitiven Aneignung der objektiven Realität durch den Menschen. Die Wortbedeutung bildet in der Einigung mit dem Wortkörper das sprachliche Zeichen. Die Bedeutung ist ein gesellschaftlich determiniertes interindividuelles Abbild der Merkmalstruktur eines Gegenstandes oder einer Erscheinung der objektiven Realität. Die Wortbedeutung stellt eine enge Verflechtung von drei Aspekten dar: denotativen, signifikativen und pragmatischen. Im denotativen Aspekt bezieht sich das Wort auf ein Denotat oder eine Klasse von Denotaten, d.h. auf eine bestimmte Erscheinung der objektiven Realität. Im signifikativen Aspekt fixiert und realisiert das Wort das interindividuelle Abbild der Merkmalstruktur einer Erscheinung der objektiven Realität. Die denotative und signifikative Komponente der Wortbedeutung bilden eine Einheit. Im pragmatischen (konnotativ-stilistischen) Aspekt der Bedeutung drücken sich die wertenden Beziehungen der Menschen zu der widerspiegelten Erscheinung aus. Solche Wertungen werden als begrifflich wertende semantische Merkmale fixiert. Daraus ergibt sich, dass der ganze Wortschatz in neutrale Lexik und expressive (stilistisch markierte) Lexik eingeteilt wird: vgl. Gesicht – Antlitz – Visage.

 

Im Hinblick auf die Dichotomie von Sprache und Rede unterscheidet man die potentielle Bedeutung im Sprachsystem und die aktuelle Bedeutung, die in der Rede realisiert wird. So hat das Wort Fuß die folgenden potentiellen Bedeutungen (lexikalisch-semantische Varianten, Sememe): 1. unterster Teil des Beines (sich den Fuß brechen, verstauen), 2. Grundlage der menschlichen Existenz (auf großem Fuß leben, mit jemandem auf gutem Fuß stehen), 3. unterer, tragender Teil eines Dinges (der Fuß der Säule) etc. Jede sprachübliche, allgemeingültige Bedeutung des Wortes nennt man eine usuelle Bedeutung. Eine neue Bedeutungsvariante tritt oft im Text als okkasioneller Wortgebrauch und wird okkasionelle Bedeutung genannt. Jedes Wort und seine Bedeutung hat dynamischen Charakter. Unter der Einwirkung der kommunikativen und kognitiven Bedürfnisse entwickelt das Wort neue, neologische Bedeutungen. Andere Bedeutungen gelten dagegen als veraltet. So hat das Adjektiv blöd eine veraltete Bedeutung "schwachsichtig" (seine blöden Augen konnten nicht mehr das Licht sehen). Das Verb abhängen hat eine neue Bedeutung "sich passiv entspannen und so die Zeit verbringen" (in Clubs, auf der Straße, vor der Glotze abhängen).

 

Ihrer lexikalischen Semantik nach können die Wörter eindeutig (monosem) oder mehrdeutig (polysem) sein. Eindeutige Wörter sind z.B. Arzt, Fichte, sechzehn. Die meisten Wörter sind mehrdeutig. In der linguistischen Literatur werden die Einzelbedeutungen eines polysemen Wortes lexikalisch-semantische Varianten oder Sememe genannt. Die Sememe eines mehrdeutigen Wortes sind auf eine bestimmte Weise hierarchisch geordnet und bilden die semantische Struktur (Mediostruktur, Bedeutungsgefüge) des Wortes. Jede LSV (jedes Semem) ist eine Einheit von Lautkörper und sprachlichem Inhalt. Die semantische Struktur (Bedeutungsstruktur) des Wortes ist folglich die Gesamtheit seiner Sememe (seiner lexikalisch-semantischen Varianten).

 

In der semantischen Struktur eines polysemen Wortes kann man die folgenden Typen der Bedeutungen aussondern:

 

1. Hauptbedeutung (HB) – Nebenbedeutung (NB): Die HB ist die zu einem bestimmten Zeitpunkt gesellschaftlich wichtigste Bedeutung im Bewusstsein der Sprachträger. Die Nebenbedeutungen sind von der HB semantisch abgeleitet. Gewöhnlich entstehen sie durch metaphorische oder metonymische Übertragung. Im Wort grün ist die HB – Farbe frischer Pflanzen, die NB1 – frisch, die NB2 – unreif, die NB3 – roh, unerfahren, NB4 – unerfahren usw.

 

2. Direkte / eigentliche Bedeutung (DB) – übertragene / uneigentliche Bedeutung (ÜB): Die DB entsteht bei der primären Nomination von Gegenständen und stimmt oft (aber nicht unbedingt) mit der HB überein. ÜB entsteht bei der sekundären Nomination und beziehen sich auf die Denotate indirekt, durch semantische Übertragung, einen Vergleich oder ein Bild, z.B.: ein tiefer Brunnen (DB) – tiefe Gedanken (ÜB). Die semantische Übertragung erfolgt in verschiedenen Richtungen: konkret – abstrakt, physisch – psychisch, Tier – Mensch, Körperteil – Gegenstand usw.

 

3. Syntaktisch freie Bedeutung (SFB) – phraseologisch gebundene Bedeutung (PhGB): Diese Unterscheidung beruht auf dem Verhältnis zwischen der Wortbedeutung und dem Kontext. SFB kommt in vielen Kontexten vor, sie ist kontextunabhängig. PhGB wird nur in einer begrenzten Anzahl von Kontexten realisiert, z.B.: grünes Laub (SFB) – grüner Hering (PhGB).

 

5. Die semantische Mikrostruktur des Wortes. Die Semanalyse

 

Im Rahmen der semantischen Struktur des Wortes besteht seine semantische Mikrostruktur. Jedes Semem kann weiter in kleinere Bedeutungskomponenten zerlegt werden. Diese Bedeutungskomponenten werden Seme (semantische Merkmale, Bedeutungselemente, semantische Komponenten, Noeme) genannt. Seme sind die kleinsten Bedeutungselemente, aus denen sich ein Semem, eine Wortbedeutung zusammensetzt. Die Seme einer Wortbedeutung kann man mit Hilfe der Bedeutungswörterbücher durch die Gegenüberstellung mit anderen Wortbedeutungen ermitteln. Die Prozedur der Ermittlung der Seme heißt Komponentenanalyse oder Semanalyse. Die Gesamtheit der Seme eines Wortinhaltes ergibt die semantische Mikrostruktur des Wortes. Die Seme (semantischen Merkmale) bilden innerhalb des Semems eine Hierarchie. Je nach dem Verallgemeinerungsgrad unterscheidet man verschiedene Klassen von Semen. Die Merkmale, die das Semem am allgemeinsten charakterisieren, sind Kategorialsseme (kategorialsemantische Merkmale). Sie ordnen ein Lexem einer bestimmten Wortart (Substantiv, Verb, Adjektiv) zu. Die Substantive haben das allgemeine Kategorialsem "Gegenständlichkeit", die Verben – "Prozessualität, Prozess", die Adjektive – "Merkmalhaftigkeit". Die zweite Klasse bilden lexikalische bzw. individuelle Basisseme. Sie stellen den begrifflichen Kern des Semems dar. Die dritte Klasse bilden differenzierende bzw. konkretisierende und auch begrifflich wertende Seme. Man unterscheidet weiterhin Hauptseme (denotative) und Nebenseme (konnotative). Konnotative Seme sind oft potentiell. Im Russischen hat воздух das potentielle konnotative Nebensem "unentbehrlich" – он необходим мне как воздух " und im Deutschen hat Luft das potentielle konnotative Nebensem "nutzlos, unbrauchbar" – er ist für mich Luft. Als Seme können auch funktional-stilistische, fachsprachliche, zeitliche, räumliche Kennzeichnungen angesehen werden.

 

 

6. Das lexikalische und das lexikalisch-semantische System der Sprache

 

In der Kommunikation, im Text haben wir nicht mit dem potentiellen Wort des Sprachsystems zu tun, sondern mit dem Wort in einer bestimmten lexikalischen Bedeutung und in einer grammatischen Wortform. Die Gesamtheit der lexikalisch-semantischen und grammatischen Varianten ergibt das Wort als Lexem. Das Lexem ist das Wort als Element des Wortschatzes aufzufassen, das der konkreten Wortform im Text gegenübersteht. Die Gesamtheit aller Lexeme einer Sprache bildet das lexikalische System dieser Sprache. Das Grundelement des lexikalischen Systems ist das Lexem, unabhängig davon ob es ein- oder mehrdeutig ist. Dem lexikalischen System wird das lexikalisch-semantische System gegenübergestellt. Das lexikalisch-semantische System einer Sprache ist die strukturierte, hierarchisch aufgebaute Ordnung aller Lexeme mit ihren Sememen (LSV). Die Grundeinheit des lexikalisch-semantischen Systems ist die lexikalisch-semantische Variante (Semem) eines mehrdeutigen Wortes. Im lexikalisch-semantischen System gibt es verschiedene Gruppierungen der Lexik: thematische Gruppen, lexikalisch-semantischen Gruppen, semantische Felder, synonymische Reihen, antonymische Paare, Hyperonyme und Hyponyme etc. Das lexikalisch-semantische System ist ein offenes und dynamisches System. Die Lexik einer Sprache reagiert auf ständige Veränderungen im Leben: alte Wörter sterben ab (Archaismen), neue Wörter kommen auf (Neologismen).


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