ÀâòîÀâòîìàòèçàöèÿÀðõèòåêòóðàÀñòðîíîìèÿÀóäèòÁèîëîãèÿÁóõãàëòåðèÿÂîåííîå äåëîÃåíåòèêàÃåîãðàôèÿÃåîëîãèÿÃîñóäàðñòâîÄîìÄðóãîåÆóðíàëèñòèêà è ÑÌÈÈçîáðåòàòåëüñòâîÈíîñòðàííûå ÿçûêèÈíôîðìàòèêàÈñêóññòâîÈñòîðèÿÊîìïüþòåðûÊóëèíàðèÿÊóëüòóðàËåêñèêîëîãèÿËèòåðàòóðàËîãèêàÌàðêåòèíãÌàòåìàòèêàÌàøèíîñòðîåíèåÌåäèöèíàÌåíåäæìåíòÌåòàëëû è ÑâàðêàÌåõàíèêàÌóçûêàÍàñåëåíèåÎáðàçîâàíèåÎõðàíà áåçîïàñíîñòè æèçíèÎõðàíà ÒðóäàÏåäàãîãèêàÏîëèòèêàÏðàâîÏðèáîðîñòðîåíèåÏðîãðàììèðîâàíèåÏðîèçâîäñòâîÏðîìûøëåííîñòüÏñèõîëîãèÿÐàäèîÐåãèëèÿÑâÿçüÑîöèîëîãèÿÑïîðòÑòàíäàðòèçàöèÿÑòðîèòåëüñòâîÒåõíîëîãèèÒîðãîâëÿÒóðèçìÔèçèêàÔèçèîëîãèÿÔèëîñîôèÿÔèíàíñûÕèìèÿÕîçÿéñòâîÖåííîîáðàçîâàíèå×åð÷åíèåÝêîëîãèÿÝêîíîìåòðèêàÝêîíîìèêàÝëåêòðîíèêàÞðèñïóíäåíêöèÿ

Zusammensetzung

×èòàéòå òàêæå:
  1. Zusammensetzung

Áèëåò

Das Merkmal, das der Bezeichnung des Wortes zugrunde liegt, nennt man gewöhnlich die innere Form des Wortes, z. B. die innere Form des Wortes; Mittag birgt in sich den Zeitbegriff (die Mitte des Tages).

Das Substantiv Arbeiter ist auf das Verb arbeiten zurückzuführen, das Suffix -er weist auf die handelnde Person männlichen Geschlechts hin. Das ganze Wort bezeichnet denjenigen, der arbeitet.

Die innere Form des russischen Wortes ïîäóøêàzeigt, daß dieser Gegenstand unter das Ohr gelegt wird, was zu seinem Merkmal ge­worden ist (ïîä óøêîì).

Als Synonyme zu dem Terminus die innere Form werden auch andere gebraucht: Bild, Etymon Urbedeutung, etymolo­gische Bedeutung des Wortes u. dgl.

Manche Wörter der modernen deutschen Sprache sind etymolo­gisch motiviert, d. h. es ist leicht, ihr Etymon zu verstehen. Solche Wörter mit lebendigem Etymon lassen sich leicht etymologisieren. Zu diesen gehören: vierzehn, Flieger, landen, Ge­burtstag u. a.

In anderen Fällen wiederum ist es nicht so leicht, die Urbedeu­tung der Wörter zu finden, denn diese sind vom Standpunkt der modernen deutschen Sprache aus nicht mehr motiviert; um ihre Ur­bedeutung aufzudecken, muß man sie einer speziellen historisch­etymologischen Analyse unterwerfen. Dabei handelt es sich um Wörter mit verdunkelter Urbedeutung, und solche Wörter nennt man Wörter mit verdunkeltem Etymon, z. B. Tisch vom lat. discus, Nachtigall vom ahd. nahtigala — eigentlich 'Nacht­sängerin'.

Im modernen Deutsch gibt es aber viele Wörter, deren Urbe­deutung sich überhaupt nicht deuten läßt. Es ist bezeichnend, daß sogar die historisch-etymologische Analyse nicht zum Verstehen des Etymons führt, denn das der Benennung zugrunde liegende Etymon ist längst spurlos aus der Sprache verschwunden. Hier han­delt es sich um die Wörter mit totem Etymon. Zu solchen unmotivierten Wörtern gehören: Sache, Auge, Ohr, Wald, Berg, fahren u. v. a.


 

Áèëåò

Betrachten wir nun die Ursachen, die zur Verdunkelung oder zum Verschwinden des Etymons des Wortes führen können.

1. Eine der Ursachen der Verdunkelung des Etymons ist das Verschwinden von Wörtern aus dem selbständigen Sprachgebrauch. Hier unterscheiden wir folgende Fälle:

a) Das Verschwinden des Wurzelwortes —
des Zentrums der Wortfamilie. Dadurch wird das Etymon der
ganzen Wortfamilie unklar, was zur Verdunkelung der Urbedeutung
genetisch verwandter Wörter und Wortverbindungen führt.

Hierfür lassen sich einige Beispiele anführen.

Es ist schwer vom Standpunkte der modernen deutschen Sprache aus die Urbedeutung der Wörter Geburt, Bahre, Bürde, Gebärde gebären, des Suffixes -bar zu verstehen, weil das ihnen zugrunde lie­gende (als Zentrum dienende) althochdeutsche Verb heran verloren­gegangen ist.

b) Das Verschwinden des Bestimmungs­
wortes — des ersten Elementes der Zusammensetzung — führt
zur Verdunkelung des Etymons des ganzen Gebildes.

Undeutlich ist die Urbedeutung des Wortes Maulwurf (mhd. moltwerf), was eigentlich 'das die Erde (mhd. molte) aufwerfende Tier' bedeutete.

 

c)Das Verlorengehen des Wurzelwortes — des zweiten Elementes der Zusammensetzung — hat auch die Ver­dunkelung der Bedeutung des ganzen Gebildes zur Folge: das mit­telhochdeutsche Substantiv lit 'Deckel' existiert im modernen Deutsch nicht mehr, daher die Verdunkelung der Urbedeutung des zusammen­gesetzten Wortes Augenlid (mhd. ougelit) 'Augendeckel', jetzt die Bezeichnung eigentlich der den Augapfel von vorn her bedeckenden Hautfalte.

d) Das Verschwinden des Wortes — der Kom­ponente einer stehenden Wortverbindung — wirkt auf die Verdun­kelung der Urbedeutung der ganzen Wortverbindung.

Stehende Wortverbindungen mit Kind und Kegel, mit Mann und Mage sind nicht mehr motiviert, denn das Verschwinden der Wörter Kegel 'uneheliches Kind' und Mage 'Verwandter' aus der Sprache verdunkelt die Etymone dieser Wortpaare.

2. Als die zweite Ursache der Verdunkelung der Urbedeutung des Wortes gelten phonetische Veränderungen im lautlichen Bestand des Wortes, die zur Veränderung seiner äußeren Form führen. Diese phonetische Entwicklung verursacht, daß das Wort der ihm genetisch verwandten Form äußerlich unähnlich wird. Hier sind folgende pho­netische Gesetzmäßigkeiten zu erwähnen:

a) Assimilation — Angleichung eines Lautes an den be­
nachbarten — führt zur Verdunkelung des Etymons. Die Substan­
tive Gift, Tracht haben ihre innere Verbindung mit den Verben ge-
ben,tragen
verloren. Das geschieht infolge der Assimilation von
bf>ft, gf>cht.

b) Dissimilation — Entgleichung zweier benachbarten
ähnlichen Laute — führt auch zur Verdunkelung des Etymons.
Deswegen ist es schwer, die Verwandtschaft der Substantive Ankunft,
Zukunft, Vernunft
mit den Verben ankommen, zukommen, vernehmen
zu ermitteln, da hier infolge der Dissimilation mf^>nf übergegangen
ist.

c) R e d u k t i o n der unbetonten Laute wirkt auch auf die Ver­
dunkelung des Etymons ein, was sich an folgenden Beispielen nach­
weisen läßt. Adler gilt jetzt als ein Wurzelwort, etymologisch ist
es aber eine Zusammensetzung — mhd. adel-ar, ahd. adel-aro, in
der sich die unbetonten Vokale reduziert haben.

d)Die Verengung des Vokals a>o vor den Nasalen kann ebenfalls die Verdunkelung der Urbedeutung verursachen, das sieht man z. B. am Worte Argwohn (mhd. arcwäri) 'falsche, irrige Vermutung', das sich von dem Worte Wahn abgesondert hat.

e)Die lautliche Umgestaltung des Wortes kann zu orthographischen Eigentümlichkeiten führen, z. B. das Beibehalten der älteren Schreibweise des Umlauts hat den Prozeß der Verdunkelung des Etymons zur Folge.

In den Substantiven Eltern und Mensch hat sich die alte Schreib­weise des Umlauts erhalten, was ihre Zurückführung auf die urver­wandten Wörter ahd. alt und ahd. man(n) erschwert.

3. Die dritte Ursache der Verdunkelung der Urbedeutung ist der Bedeutungswandel.

Das Wort erleidet zuweilen in seiner Entwicklung solch eine Änderung der Semantik, daß es von seinem Etymon im modernen Deutsch weit abliegt.

Das Verb lesen z. B. bedeutete ursprünglich 'auswählend sammeln'. Diese Bedeutung des Wortes findet man auch jetzt.

Wir lesen Kartoffeln (E. S t r i t t m a t t er).

Das Wort bekommt allmählich in seiner weiteren Entwicklung eine andere Bedeutung, nämlich den Prozeß des Lesens (eigentlich das Sammeln der Buchstaben).


 

10 áèëåò Im Zusammenhang mit der Verdunkelung des Etymons entwickelt sich eine besondere sprachliche Erscheinung, die unter dem Fachausdruck Volksetymologie bekannt ist.

Die Volksetymologie beruht auf der falschen Auslegung von Wör­tern mit unklarem Etymon, was mitunter Veränderungen in ihrer Lautgestalt und auch in der Bedeutung zur Folge hat.

Der Fachausdruck Volksetymologie wurde 1852 von dem Sprachwissenschaftler E. W. Förstemann. Das Wort Volk bezeichnet hier also den ungebildeten, des Lesens und Schreibens unkundigen Teil der Bevölkerung. Alles das macht den Ausdruck Volksetymologie fragwürdig und ungenau Deshalb scheint es uns richtiger zu sein, diese Erscheinung Fehletymologie zu nennen.

In der deutschen Sprache läßt sich die Fehletymologie in einer Reihe von Wörtern beobachten. So wird z. B. in dem Substantiv Meineid das erste Element irrtümlicherweise mit dem Possessivpro-nomen mein assoziiert, was aber mit ihm nichts Gemeines hat, da es sich aus dem althochdeutschen Adjektiv mein 'falsch' entwickelt hat. Hier wird dem Worte eine neue, aber falsche Etymologie zu­geschrieben; das geschieht auf Grund,des lautlichen Gleichklangs des aus der Sprache schon verschwundenen althochdeutschen Adjektivs mein 'falsch' mit dem jetzt bestehenden Possessivpronomen mein.

Untersucht man eine Reihe fehletymologisierter Wörter im Deut­schen, so zeigt es sich bald, daß in der Entwicklung dieser sprachlichen Erscheinung neben dem zweifellos vorhandenen Einfluß zufälliger lautlicher Ähnlichkeiten zweier Wörter die log i-sche Assoziation, die durch mangelhaftes Verstehen eines unklaren Wortes hervorgerufen wird, eine große Rolle spielt. Um das zu beweisen, seien hier einige Beispiele angeführt und erläutert:

Hängematte (russ. ãàìàê ), das sich vom ndrl. hatnac (aus dem Indianischen) herleitet, wurde mit dem Zeitwort hängen in Verbin­dung gebracht, und das nicht so sehr wegen der — übrigens schwa­chen — lautlichen Ähnlichkeit, sondern vor allem auch deshalb, weil die Hängematte hängt. Der zweite Bestandteil des Wortes ist natürlich mit Matte verbunden worden,

Schlittschuh lautete ursprünglich Schrittschuh 'Schuh zum weiten Schritt', aber in der Vorstellung kann es mit dem Schlittenfahren, mit dem Gleiten auf dem Eis, zusammengebracht werden, so daß es — in Anlehnung an Schlitten — schließlich die neue Form Schlitt­schuh erhielt.

Der Name der italienischen Stadt Mailand lautete im Mittel­hochdeutschen Milan. Die neuhochdeutsche Diphthongierung des langen t>ei (ai) führte zunächst weiter zu der Form Mailan. In dieser Lautform geriet das Wort äußerlich in die Nähe zum Monatsnamen Mai, daher auch die Schreibung mit ai. Weil Italien in Deutschland als Land des ewigen Frühlings aufgefaßt wurde, brachte man den zweiten Wortbestand lan mit Land in Verbindung. In diesem Fall verflechten sich phonetische und logische Assoziationen miteinander. So entwickelte sich die heutige Form Mailand, die ganz deutliche, sachlich begründete Assoziationen hervorruft, obgleich sie auf dem Wege der Fehletymologie entstanden ist.

Die Wörter mit Fehletymologie kann man im Deutschen etwa folgendermaßen gliedern:

a) Wörter, bei denen die Fehletymologie zu keinen Veränderun­
gen der Wortgestalt und Wortbedeutung führte. Sie bilden die recht
zahlreiche Gruppe der Wörter. Bei Mondsucht verbindet man das
zweite Glied mit dem Zeitwort suchen. Sucht bedeutet aber in Wirk­
lichkeit 'Krankheit'und gehört ursprünglich zu dem Zeitwort siechen
'krank sein'. Dabei behält im Wort Mondsucht das Glied sucht die
alte Bedeutung

b) Die zweite weit zahlreichere Gruppe umfaßt solche Wörter,
deren Fehletymologie zur Veränderung der Form führt, die stoffliche
Bedeutung des Wortes verändert sich aber nicht.

Ein ähnlicher Fall der Fehletymologie läßt sich wahrscheinlich in dem Wort Rebhuhn (ahd. rebahuon) aufweisen. Das erste Glied Reb- wird mit Rebe 'Weinrebe' in Verbindung gebracht. In Wirklichkeit ist das eher die Eindeutschung des russischen ðÿáîé'bunt', was das Gefieder des Rebhuhnes charakterisiert.

c) Zu der dritten Gruppe gehören solche Wörter, deren Fehlety-
mologisierung nicht nur zur Veränderung der lautlichen Gestalt,
sondern auch zum Bedeutungswandel führte.

Zur Verdeutlichung führen wir das Zeitwort hantieren in der Be­deutung 'sich mit etwas beschäftigen' an, das in der Vorstellung zweifellos mit dem Hauptwort Hand in Verbindung gebracht wird.

In Wirklichkeit hat sich dieses Verb aus dem frz. hanter 'jemanden oft besuchen' entwickelt.

Friedhof (mhd. frithof) 'eine umzäunte Stelle' (vgl. das moderne einfriedigen 'umzäunen'), heute versteht man Begräbnisstätte dar­unter. Die Fehletzmologie spielt keine grosse Rolle, denn sie tregt wenig yur Bildung neuer Woerter.


7 áèëåò. Der deutsche Wortschatz entwickelt sich immerfort. Wir unterschei­den verschiedene Erscheinungen im Kommen und Gehen der Lexik und Phraseologie; einige Wörter werden immer seltener gebraucht, veralten, werden archaisch und können sogar ganz verschwinden; andere wiederum entstehen im Prozeß der Sprachentwicklung. Der Prozeß des Alterns und Verschwindens der Lexik geht viel langsamer vor sich als das Entstehen von neuen Wörtern und Wortverbindungen. Demzufolge sind drei Wortgruppen im Wortschatz der deutschen Spra­che zu jeder bestimmten Entwicklungsperiode zu unterscheiden:

a) Wörter, die zu dieser bestimmten Periode gang und gäbe sind
und eigentlich den Wortschatz der Sprache ausmachen;

b) Wörter, die aus irgendwelchem Grund veraltet sind, die so­
genannten Archaismen;

c) Wörter, die neu entstanden sind, die sogenannten Neologismen.

Archaismus — vom grch. archaios 'veraltet' — bezeichnet also ein aus irgendeinem Grund veraltetes Wort. Das Entstehen von Archaismen ist eine historische Erscheinung: das, was im modernen Deutsch als Archaismus gilt, existierte früher, z. B. im Mittelhochdeutschen, als etwas im Volksmunde Übliches, Allgemeingebräuchliches, z. B. Magd in der alten jetzt verschwunde­nen Bedeutung 'Mädchen'.

Zu Archaismen gehören nicht nur veraltete Wörter, sondern auch veraltete phonetische und grammatische Formen des Wortes.

Das Wort stellt eine Einheit von Begriff, Bedeutung und Form dar. Dementsprechend lassen sich die Archaismen in folgende Grup­pen einteilen: Archaismen des Begriffs (Begriffs­archaismen), Archaismen der Bedeutung (Bedeutungsarchaismen) und Archaismen der Form (Formarchaismen).

A. Unter den Begriffsarchaismen verstehen wir solche Wörter, die nicht mehr im aktiven Sprachgebrauch vorhanden sind, weil diese Wörter solche Gegenstände oder Erscheinungen der Wirk­lichkeit bezeichnen, die veraltet oder aus dem Leben des Volkes ganz verschwunden sind. Solche Archaismen nennt man gewöhnlich Historismen. Sie sind am engsten mit der konkreten Geschi­chte des Volkes verbunden. Hierher gehören solche wie Harnisch, Kurfürst u. v. a., die meistenteils mit der Epoche des Feudalismus insbesondere mit der ritterlichen Kultur in Verbindung stehen. In der Neuzeit verschwinden diese Begriffe, und infolgedessen werden die sie be­zeichnenden Wörter zu historischen Archaismen (Hi­storismen).

Mit der Entwicklung der Militärtechnik werden solche veralte­te Waffen wie auch ihre Benennungen nicht mehr gebraucht. Man findet sie nur in Beschreibungen der entsprechenden Epoche, was aus dem angeführten Beispiel zu sehen ist. Ähnliches gilt auch für das Wort Kurfürst, das einen nicht mehr existierenden Titel bezeichnet

[Kurfürst (ahd, kür 'Wahl') 'Wahlfürst' —einer der sieben Fürsten im Römischen Reich, die das Recht hatten, den deutschen König zu wählen].

B. Unter den Bedeutungsarchaismen verstehen wir
solche Wörter, deren Grundbedeutung oder eine andere verbreitete
Bedeutung veraltet ist. Als eine lexikalische Einheit sind sie jedoch
in der Sprache vorhanden und verbleiben sogar im aktiven Sprachge­
brauch, doch mit einer neuen Bedeutung. Die alte Bedeutung, die
das Wort noch aufbewahrt, ist aber schon veraltet. Ein solches Wort
kann neben einer oder mehreren gebräuchlichen Bedeutungen
auch eine veraltete behalten.

Archaismen der Bedeutung können auch in Verbindung mit der Geschichte des Volkes stehen, denn die veraltete Bedeutung der exi­stierenden Wörter spiegelt gewöhnlich irgendwelche schon aus dem Leben verschwundenen Gegenstände oder Erscheinungen wider, wie man an folgenden Beispielen sehen kann.

Das Wort Zunge ist in der modernen Sprache gebräuchlich und bezeichnet ein wichtiges Organ des menschlichen Körpers. Der alte, Sinn dieses Wortes — 'Sprache' — ist aber veraltet; mit dieser Be­deutung ist das Wort Zunge zu einem Bedeutungsarchaismus gewor­den und wird jetzt seltener als 'Sprache' gebraucht.

C. Unter den Formarchaismen verstehen wir solche Wör­ter, deren lexikalische Gestaltung veraltet ist. Man kann sie in drei
Gruppen einteilen:

1) Hierher gehören Wörter, die nicht mehr gebräuchlich sind, ob­wohl ihre Bedeutungen nicht veralten und diese Wörter vorhandene Begriffe ausdiücken, z. B. Minne bezeichnet den Begriff 'Liebe'.

2) Zu den Archaismen der Form zählen wir auch solche Wörter, die neben der neuen lautlichen Form manchmal in der alten Gestalt gebraucht werden, z. B. gülden statt golden, Odem statt Atem, Herre statt Herr, Jungfer statt Jungfrau, Herze statt Herz, Turnei statt Turnier. Solche Archaismen werden vor allem auch zu speziellen sti­listischen Zwecken gebraucht — zur Schilderung der Epoche, zur Wiedergabe der Ironie usw.

3) Schließlich gibt es auch Archaismen der grammatischen Form, nämlich veraltete grammatische Formen einiger noch jetzt gebräuch­licher Wörter, z. B. der Gebrauch der alten Form ward statt wurde, begunnen statt begannen, auf Erden statt auf Erde, von wegen statt wegen.

Eine entgegengesetzte Erscheinung bilden Neologismen. Neologismus — grch. neos 'neu', logos 'Wort' — ist eigent­lich jedes zu einem bestimmten Zeitpunkt entstandene neue Wort, welches meistenteils einen neuen Gegenstand oder eine neue Erschei­nung bezeichnet.

Neue Wörter entstehen beständig, unaufhörlich und immer im engen Zusammenhang mit der konkreten Geschichte des Volkes, mit den Veränderungen auf allen Gebieten des Lebens. Entsteht ein neuer Gegenstand, wird eine neue Erfindung oder Entdeckung gemacht, so muß dieser neue Gegenstand oder diese neue Erscheinung benannt werden. Auf diese Weise entstehen Neologismen, die ebenso wie Ar­chaismen eine historische Erscheinung darstellen. Jeder Neologismus kann nur in einem bestimmten Zeitabschnitt als solcher aufgefaßt werden. Vor ein paar Jahrzehnten verdrängte z. B. das neuerfundene' Auto die alte Pferdedroschke.

Jetzt ist aber das Wort Auto allgemein üblich und selbstverständlich kein Neologismus.

Infolge der Entwicklung der Wissenschaft und Technik sind in den letzten Jahrhunderten unermeßlich viele technische und wissen­schaftliche Neuerungen entstanden: Telephon, Telegraph, Radio, Fernseher u. v. a. Manche Neuerungen finden wir auch im Haus­halt: Staubsauger, Eisschrank (Kühlschrank) u. a.

Neologismen entstehen auf den für die deutsche Sprache geltenden Wegen der Wortschatzbereicherung Wortbildung, Entlehnung, Bedeutungswandel, Bildung der Phraseologie. Wenn man den modernen Wortschatz der deutschen Sprache einer ausführlichen Analyse unterwirft, so merkt man, daß die meisten Neologismen durch Wortbildung entstehen, insbesondere mit Hilfe der Zusammen­setzung. Auf diese Weise sind solche Neologismen entstanden wie Weltfrieden, Jugendbrigade, Pionierfeier, Pio­nierlied u. a.

Es gibt auch Neologismen, die durch Ableitung und Kürzung gebildet sind: Planung, Planer.

Nicht zu verleugnen ist auch für die Bildung von Neologismen die Bedeutung der Wortentlehnung. So finden wir folgende neue Entleh­nungen im deutschen Wortschatz; Aggressor, Valuta, Antenne.


Auch neuentstehende Wortverbindungen bereichern den deutschen Wortschatz: Volkseigener Betrieb, Junge Pioniere, der kalte Krieg, Sollkartoffeln abgeben, eine vielstufige sowjetische Mondrakete u. a.

Schließlich ist auch der Bedeutungswandel zu erwähnen. Auf diese Weise sind solche Wörter wie Brigade, Pionier, Brigadier u. a. von neuem umgedeutet und zu semantischen Neologismen geworden.Brigade bedeutete früher nur einen Truppenverband, jetzt aber auch ein Arbeiterkollektiv, z. B. Brigade der ausgezeichneten Qualität, Brigade der sozialistischen Arbeit.

Das oben Geschriebene gilt für lexikalische Neologismen. Jedoch gibt es noch stilistische Neologis m e n, die zu besonderen stilistischen Zwecken gebraucht werden. Unter solchen Neologismen verstehen wir individuelle Wortschöpfungen, die als Einzelbildungen in irgendeinem literarischen Werk, in irgendeiner wissenschaftlichen Arbeit entstanden sind. Solche Neuschöpfungen sind nach den für die deutsche Sprache üblichen Gesetzmäßigkeiten und auf Grund des vorhandenen Sprachmaterials gebildet, deswegen sind sie dem Leser verständlich: Flatterhaare (Goethe), grünver­schleiert (Heine), lachrot (Strittmatter), flohhüpfendes Espritgigerltum 'leichter Witz' (Feuchtwanger) u. a.

Meistenteils kommen solche Neologismen jedoch als individuelle Einzelbildungen nur in den Werken vor, wo sie entstanden sind.


Áèëåò 25. Der deutsche Wortschatz wird auf folgenden Wegen berei­chert: Wortbildung (Bildung neuer Wörter), W o r t e n t-1 e h n u n g aus anderen Sprachen, Bedeutungswandel (Veränderung der Bedeutung schon existierender Wörter) und B i 1-d u n g von phraseologischen Verbindungen.

Der Hauptweg der Bereicherung des deutschen Wortschatzes ist d i e W o r t b i l d u n g, d. h. die Bildung neuer Wörter nach den für diese Sprache charakteristischen wortbildenden Modellen (nach den existierenden wortbildenden Typen).

Für die deutsche Sprache sind folgende Arten der Wortbildung charakteristisch: Zusammensetzung, Ableitung,Übergang in eine neue Wortart (aus einer gramma­tischen Kategorie in eine andere), Kürzung, Lautnach­ahmung (Schallnachahmung). Diese Arten der Wortbildung sind nicht von gleicher Bedeutung. Die Zusammensetzung entwickelt den deutschen Wortschatz immerfort, die Lautnachahmung fügt aber dem Wortbestand fast gar nichts hinzu (ist also wenig produktiv).

Zusammensetzung

D i e Z u s a m m e n s e t z u n g, d. h. die Bildung neuer Wörter durch das Aneinanderrücken der Stämme, ist in den indoeuro­päischen Sprachen eine der produktivsten Arten der Wortbildung. Die deutsche Sprache ist besonders reich an Zusammensetzungen: Redeteil, Schlafzimmer, Dampfschiff, dunkelblau, stattfinden u. v. a.

Eine große Anzahl von zusammengesetzten Wörtern weist die russische Sprache auf: ïàðàõîä, ñîëíöåïåê.

D ie Zusammensetzung ist eine sehr alte Art der Wortbildung und beruht auf der ursprünglichen Undifferenziertheit des Nomens; das vorstehende Nomen trat als Attribut zum nachstehenden Nomen auf. Die Reste dieser Erscheinung finden wir noch in den Sprachen des indoeuropäischen Systems, z. B. in der russischen Sprache: æàð-ïòèöà, öàðü-êîëîêîë,áîé-áàáà. Die Überbleibsel der alten Undifferenziertheit sind auch in den späteren Perioden der Sprachentwicklung vorhanden und zwar in den gleichen Stämmen und Kasusendungen der Substantive und der Adjektive, die sich schon zu selbständigen grammatischen Kategorien entwickelt haben.

In der lateinischen Sprache ist es unmöglich, in folgenden Fällen das Substantiv von dem Adjektiv der Form nach zu unterscheiden: rosa bona — 'die schöne Rose' — F., templum altutn — 'der hohe Tempel' — N.

Gemeinsame Stämme für Substantive und Adjektive sind auch In den germanischen Sprachen vorhanden, z. B. in der gotischen:

Dieselbe Erscheinung tritt auch in der altrussischen Sprache auf: äîáð ìîëîäåö, êðàñíà äåâèöà, êðàñíî ñîëíûøêî. Auch hier fehlen besondere Kasusendungen für das Adjektiv, seiner Form nach fällt es mit dem Substantiv zusammen.

Die Zusammensetzung hat sich aus der syntaktischen Ver­bindung mehrerer Wörter entwickelt, die zu einer Einheit verschmol­zen ist. Dies ist nicht so zu verstehen, daß jede Zusammensetzung unbedingt aus einer syntaktischen Wortgruppe gebildet ist. Eine große Anzahl Zusammensetzungen sind als Analogiebildungen ent­standen. Die Zusammensetzung ist eine wortbildende Erscheinung 1, da sie in erster Linie zur Entstehung einer neuen lexikalischen Einheit führt, deren Bedeutung oft der Summe der Bedeutungen ihrer Kompo­nenten nicht entspricht, z. B. der Dickbauch 'ein dicker Mensch' und nicht 'der dicke Bauch'.

Das zusammengesetzte Wort als eine lexikalische Einheit unter-scheidet sich durch seine strukturelle Ganzheit (öåëüíîîôîðìëåííîñòü).


Die Komponenten des zusammengesetzten Wortes sind so eng verschmolzen, daß sie als selbständige Einheit aufgefaßt werden Die strukturelle Einheitlichkeit der Form wird verschiedenartig charakterisiert:

phonetisch — durch die Hauptbetonung der ersten Komponen­te— 'Arbeitsplan (die Komponenten der Wort­verbindung werden gleich betont — der 'Plan der 'Arbeit);

orthographisch — durch die Zusammenschreibung; grammatisch — durch ein grammatisches Merkmal für den

ganzen Komplex (bei der Wortverbindung behält jede der Komponenten ihre eigene grammatische Charakteristik). (Vgl. der Wollstoffdes Wollstoffes;

der wollene Stoff —des wollenen Stoffes.)

Der Unterschied zwischen einem zusammengesetzten Wort und einer syntaktischen Wortverbindung besteht noch darin, daß die letztere Modalitat besitzt (die Bejahung,"die Einschätzung der Realität der Handlung), das zusammengesetzte Wort aber drückt keine Moda­lität aus, z. B. die syntaktische Gruppe das schwarze Brot entspricht dem Komplex das Brot ist schwarz. Diese beiden Gebilde bejahen die Anwesenheit einer Eigenschaft, eines Merkmals. In dem Wort das Schwarzbrot fehlt aber diese Bejahung. Die Eigenschaft läßt sich nicht von dem Gegenstand trennen, und das ganze Wort drückt einen neuen Begriff aus, in diesem Fall eine besondere Brotsorte.

Die Zusammensetzung als Art der Wortbildung hatte große Bedeutung in allen früheren Entwicklungsperioden der deutschen

Sprache; diese Wortbildungsart ist auch für andere germanische Sprachen wichtig. Zusammengesetzte Wörter finden wir in den schrift­lichen Denkmälern der ältesten uns erhaltenen germanischen Sprache, nämlich der gotischen:

Im Althochdeutschen erscheinen die Zusammensetzungen in verschiedenen Literaturgattungen—in klerikalen Denkmälern bei Tatian, Isidor, Notker u. a., in poetischen —Hildebrandslied usw

Vom 17. Jahrhundert an wird die Zusammensetzung als wort­bildendes Mittel besonders produktiv.


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Ïîèñê ïî ñàéòó:



Âñå ìàòåðèàëû ïðåäñòàâëåííûå íà ñàéòå èñêëþ÷èòåëüíî ñ öåëüþ îçíàêîìëåíèÿ ÷èòàòåëÿìè è íå ïðåñëåäóþò êîììåð÷åñêèõ öåëåé èëè íàðóøåíèå àâòîðñêèõ ïðàâ. Ñòóäàëë.Îðã (0.016 ñåê.)