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Билет 41

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Die nächsten Arten des Bedeutungswandels sind Wert­steigerung (Verbesserung) und Wertverminderung (Verschlimmerung) der Wortbedeutung.

In diesen Erscheinungen spiegeln sich die gegenseitigen Bezieh­ungen der Sprache und der gesellschaftlichen Entwicklung des Vol­kes— des Trägers der Sprache — am deutschsten wider.

Unter der Wertsteigerung der Bedeutung verstehen wir solch einen Prozess, demzufolge das Wort eine neue, erhabene, bessere Bedeutung bekommt. Das Adjektiv höflich (mhd. hoveüch) hatte früher die Bedeutung 'höfisch', also 'am Fürstenhof üblich'. Höfli­ches Benehmen bezeichnete daher eigentlich 'das am Hofe als schick­lich geltende Benehmen'. Die Überreste dieser ursprünglichen Bedeu­tung finden wir noch im folgenden Fall, wo höflich 'das am Hofe Übli­che' bedeutet.

Da aber alles, was sich bei Hofe geziemte, vom Standpunkte der herrschenden Feudalklasse aus zum Muster wurde, bekam das Wort höflich eine in ihrem Wert gesteigerte Bedeutung, nämlich 'das schöne (wohlerzogene) Benehmen' der Menschen überhaupt.

Einen ähnlichen Entwicklungsgang hat auch das Wort hübsch (aus dem mhd. hübesch) eigentlich 'höfisch', dann auch 'schön', 'nett' durchgemacht.

Das Substantiv Arbeit (mhd. arebeit) bedeutete ursprünglich "Mühsal1, 'Not', was auf die Verwandtschaft mit altslaw. rabu, robu 'Knecht', 'Leibeigener' (vgl. auch Robott) schliessen lässt. Schon im Mittelhochdeutschen entwickelt sich allmählich neben den Bedeutungen 'Mühsal', 'Not' auch die Bedeutung 'zweckmässige Beschäftigung'; später, im Zusammenhang mit der Entwicklung der Rolle der Arbeit im Produktionsprozess, tritt die Bedeutung 'zweck­mässige Beschäftigung' an die erste Stelle, die Bedeutungen 'Müh­sal', 'Not' werden verdrängt und gehen schliesslich verloren. Die moderne Bedeutung dieses Wortes wird durch viele Ableitungen und Zusammensetzungen unterstützt: arbeiten, Arbeiter, Arbeitstag, Ar­beitslohn u. v. a. Die alte Bedeutung lässt sich noch leicht in mittel­hochdeutschen Sprachdenkmälern aufweisen.

Die Grundbedeutung des Wortes Marschall war eigentlich 'Pfer­deknecht' (mhd. marah 'Pferd', schalk 'Knecht'), dann bezeichnete dieses Wort den Stallmeister eines Fürsten. Mit der Entwicklung der feudalen Gesellschaft und ihrer Hierarchie wurde das Wort der Mar­schall allmählich zur Bezeichnung eines der Hofämter und eines der Militärränge. Das Wort Minister hat auch seine Bedeutung zusammen mit dem ihm zugrunde liegenden Begriff verändert. Dieses Wort stammt von lat. minus 'klein', bedeutete ursprünglich 'der Kleinere', 'der Gerin­gere', 'Diener', dann bezeichnete es die höchsten Staatsbeamten.

Die Erscheinung der Wertsteigerung der Bedeutung lässt sich auch in anderen Fällen verfolgen, doch ist sie im allgemeinen in der deut­schen Sprache wenig verbreitet.

Unter der Wertverminderung der Bedeutung verstehen wir solch einen Prozess des Bedeutungswandels, demzufolge das Wort eine andere in ihrem Wert verminderte Bedeutung bekommt.

Das Adjektiv gemein, mhd. gemeine 'zusammengehörig', 'gemein­sam', 'allgemein', 'zur grossen Masse gehörig', z. B. die gemeine deut­sche Sprache — ich brauche der gemeinen deutschen Sprache (L u-t h e r) — oder die gemeinste deutsche Sprache; das gemeine Volk. Was aber zu der grossen Masse des Volkes gehörte, wurde vom Standpunkte der herrschenden Feudalklasse aus als etwas Minderwertiges aufgefasst und gedeutet. Auf diese Weise entstand und entwickelte sich die spä­tere in ihrem Wert herabgesetzte Bedeutung von gemein und drängte die altere Bedeutung in den Hintergrund, obwohl diese auch jetzt noch aus dem Sprachgebrauch nicht völlig verschwunden ist. Die alte Bedeutung ist noch in manchen abgeleiteten und zusammenge­setzten Wörtern geblieben: Gemeinwohl, Gemeinschaft, gemeinschaft-lich, gemeinsam, allgemein u. a. Die in ihrem Wert verminderte Bedeu­tung finden wir im folgenden Beispiel:

Das Substantiv Magd (mhd. maget) bezeichnete ein weibliches Wesen von der frühesten Kindheit an bis zur Verheiratung: „so soll sie essen von ihres Vaters Brot, als da sie noch eine Magd war" (L u-t h e r). Dann verschlimmerte sich die Bedeutung des Wortes, es bezeich­nete 'unfreies Mädchen', 'Dienerin' und wurde zuweilen sogar als verhüllte Bezeichnung für Hure gebraucht. Abgeleitet davon ist das Diminutivum Mädchen (mhd. magetin), das das Wort Magd in seiner ursprünglichen Bedeutung ersetzt hat.

Endlich wird das Wort zur Bezeichnung einer Hure, was durch besondere Verhältnisse der kapitalistischen Gesellschaftsordnung bedingt ist, denn einfache Landmädchen arbeiteten oft in der Stadt als Dienerinnen (Hausmädchen), und manche von ihnen waren aus

Not gezwungen, sich körperlich preiszugeben; auf diese Weise wurden sie zu Strassenmädchen, zu Dirnen.

Mit der Wertsteigerung der Bedeutung verglichen, findet der Prozess der Wertverminderung eine weit grössere Verbreitung.

Diese Abarten des Bedeutungswandels (Wertsteigerung und Wert­minderung) sind für die Bereicherung des deutschen Wortbestandes von viel geringerer Bedeutung als die oben betrachteten. Doch er­möglichen sie ihrerseits die Wiedergabe verschiedener Schattierungen der Semantik der Wörter und bereichern die Sprache auf diese Weise.


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