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Vorlesung 2: Polysemie und Homonymie

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  3. Vorlesung 4: Der deutsche Wortbestand aus soziolinguistischer Sicht. Regionale Verteilung des Wortbestandes
  4. Vorlesung 5: Die Wortbildung als der wichtigste Weg der Wortschatzerweiterung
  5. Vorlesung 6: Wortschatzerweiterung durch Bedeutungswandel (semantische Derivation)
  6. Vorlesung 8: Phraseologie

1. Begriff und Wesen der lexikalischen Polysemie

 

Unter Mehrdeutigkeit (Polysemie) versteht man die Fähigkeit eines Wortes, mehrere miteinander verbundene Bedeutungen zu haben (nach M.Stepanova, I.Černyševa). Nach A.Smirnitzki besteht ein mehrdeutiges Wort aus einer Reihe von gleichlautenden lexikalisch-semantischen Varianten (Sememen) mit verschiedenen – jedoch miteinander verbundenen – Bedeutungen.

 

Die Polysemie ist nach S.Karcevskij eine Folge der Asymmetrie der beiden Seiten des sprachlichen Zeichens: ein Formativ kann verschiedene Bedeutungen ausdrücken (Polysemie) und ein Inhalt kann durch verschiedene Zeichenkörper ausgedrückt werden (Synonymie).

 

Die Polysemie ist eine linguistische Universalie. Im kognitiven Mechanismus der Polysemie wird der Widerspruch gelöst zwischen der Unendlichkeit der realen Welt, der Grenzlosigkeit der menschlichen Erkenntnis einerseits und den begrenzten Ressourcen der Sprache andererseits. Ohne Polysemie könnte die Sprache weder existieren noch funktionieren. Daher ist die Polysemie ein Ausdruck der Sprachökonomie.

 

Bei der Polysemieforschung unterscheidet man den synchronen (statischen) und diachronen (dynamischen) Aspekt. In der lexikographischen Darstellung wird Polysemie als synchrone quantitative Charakteristik des Lexems angesehen. Wenn man die Bedeutungsentwicklung aus historischer Sicht untersucht, spricht man von der prozessualen, diachronischen Seite der Polysemie, von der semantischen Derivation oder Bedeutungswandel.

 

2. Klassifikation der Typen von Polysemie

 

Zwischen den Sememen eines mehrdeutigen Wortes bestehen semantische Beziehungen (z.B. metaphorische, metonymische etc.). Polysemie klassifiziert man nach der Richtung der Bedeutungsübertragung bzw. nach dem Typ der Übergänge von Semem zu Semem. Man unterscheidet radiale, kettenartige und kombinierte Polysemie. Bei radialer Polysemie sind alle Nebenbedeutungen semantisch von der Hauptbedeutung abgeleitet. Bei der kettenartigen Mehrdeutigkeit ist jede folgende Bedeutung semantisch von der vorhergehenden Bedeutung abgeleitet. Kombinierte Polysemie verbindet beide vorherigen Typen. Dieser Polysemietyp kommt sehr häufig vor.

 

Viele Wörter in der Sprache sind mehrdeutig. Die Anzahl der eindeutigen Wörter ist realtiv stabil. Die monosemen Wörter bilden eine Reserve für Bedeutungsübertragungen. Als semantische Eigenschaft ist die Mehrdeutigkeit charakteristisch für zwei Wortklassen: für Konkreta und für Simplizia (Wurzelwörter). Konkrete Substantive haben eine höher entwickelte Polysemie im Vergleich zu abstrakten. Konkrete Namen haben mehr Seme, Bedeutungskomponente als Abstrakta. Bei der semantischen Derivation können diese Seme als Keime für neue Bedeutungsvarianten auftreten. Auch Wurzel- und Stammwörter (Simplizia) haben die höchste Polysemie. Die Simplizia gehören zum Grundstock des Lexikons und beteiligen sich aktiv an der Wortbildung und semantischer Derivation. Im Deutschen wird die Mehrdeutigkeit durch besonders aktive Zusammensetzung eingedämmt (die meisten Komposita sind monosem).

 

3. Begriff und Wesen der Homonymie

 

Homonymie ist die Gleichheit der Bezeichungen bei völlig unterschiedlicher Bedeutung. Homonyme sind Wörter mit gleicher lautlicher Form und völlig verschiedenen semantisch unabhängigen Bedeutungen, z.B. Reif – gefrorener Tau (иней) und Reif – Spielzeug (обруч, кольцо).

 

Die Homonyme entstehen 1) durch Zerfall der Polysemie und 2) durch zufälligen Zusammenfall verschiedener Wörter, durch eine zum gleichen Ergebnis führende fonetische Entwicklung. Die heutigen Homonyme das Schild – вывеска und der Schild – щит sind etymologisch verwandt, sie bildeten früher ein mehrdeutiges Wort. Der Schild eines Ritters war zugleich sein Emblem, sein Wappen. Ein ähnliches Sinnbild hatte ein Handwerker (ein Schuh beim Schuster, eine Semmel beim Bäcker). Deshalb wurde die Bezeichnung auf das Aushängeschild eines Handwerkers übertragen. Mit der Zeit ging aber die semantische Verbindung der beiden Sememe verloren. Und so entstanden zwei Homonyme – Wörter mit verschiedenen grammatischen Formen. Durch Zerfall der Polysemie bildeten sich z.B. folgende Wörter: die Feder (перо, пружина), der Hahn (петух, кран), der Zug (поезд, сквозняк), lesen (читать, перебирать) usw. Infolge des zufälligen fonetischen Zusammenfalls entwickelten sich folgende Homonyme: der Ball > ahd. Balla (мяч) und der Ball > franz. le bal (бал), der Reis > ital. riso (рис) und das Reis > mhd. ris (ветка), der Tor > mhd. tōre (глупец) und das Tor > ahd. tor, got. daur (ворота) usw.

 

Die Abgrenzung von Homonymie und Polysemie ist wichtig für Lexikographie. Beide Erscheinungen charaktrisieren den synchronen Sprachzustand. Oft werde die früheren Sememe eines polysemen Wortes heute als Homonyme aufgefasst. Wie kann man im synchronen Sprachzustand Homonyme differenzieren?

 

1. Orthographische Unterschiede signalisieren Homofone, z.B. das Lied (песня) – das Lid (веко), der Mohr (мавр) – das Moor (болото) usw.

 

2. Homonyme unterscheiden sich in der Wortart, z.B. Morgen (Substantiv) – morgen (Adverb), Verb (essen) – Substantiv (das Essen), gut (Adjektiv) – das Gut (Substantiv), Dank (Substantiv) – dank (Präposition) usw.

 

3. Homonyme haben unterschiedlichen grammatischen Geschlecht, z.B. der Heide (язычник) – die Heide (пустошь, луг), der See (озеро) – die See (море), der Tau (роса) – das Tau (канат) usw.

 

4. Homonyme habe unterschiedliche Pluralbildung, z.B. die Bank – Bänke (скамейки) und die Bank – Banken (банки), die Mutter – Mütter (матери) und die Mutter – Muttern (гайки), der Strauß – Sträuße (букеты) und der Strauß – Strauße (страусы) usw.

 

5. Homonyme haben unterschiedlichen grammatischen Geschlecht und unterschiedliche Pluralbildung, z.B. der Alp – Alpe (кошмар) und die Alp – Alpen (горный луг), der Band – Bände (том) und das Band – Bänder (лента), der Leiter – Leiter (руководитель) und die Leiter – Leitern (лестница - стремянка) usw.

 

4. Klassifikation von Homonymen

 

Man unterscheidet drei Gruppen von Homonymen: lexikalische, lexikalisch-grammatische und grammatische.

 

Vollständige (totale) lexikalische Homonyme sind Wörter, die lautlich in allen Formen zusammenfallen, z.B. die Weide (пастбище, ива), der Preis (цена, награда), die Schnur (невестка, веревка), dichten (сочинять, уплотнять).

 

Unter lexikalisch-grammatischen Homonymen versteht man lautlich zusammenfallende Formen der Wörter, die aber grammatisch verschieden gestaltet sind. Vollständige Homonyme sind Wörter, die lautlich in allen Formen zusammenfallen, obwohl sie verschiedenen Wortarten gehören, z.B. der alte (Adjektiv) und der Alte (Substantiv), während (Konjunktion / Präposition). Unvollständige (partielle) lexikalisch-grammatische Homonyme sind Wörter, bei denen nur ein Teil der grammatischen Formen lautlich zusammenfällt, z.B. das / der Band – des Bandes – dem Band – die Bänder / die Bände.

 

Als grammatische Homonyme betrachtet man grammatische Formen ein und desselben Wortes, die gleich lauten, aber verschiedene grammatische Funktionen besitzen, z.B. wir lesen – sie lesen, ich führe – er führe (Konjunktiv). Man nennt sie Homoformen. Zugleich mit den Homoformen unterscheidet man Homomorpheme: gleich klingende Morpheme, die verschiedene grammatische Bedeutungen haben, z.B. das Suffix –er.


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