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Vorlesung 4: Der deutsche Wortbestand aus soziolinguistischer Sicht. Regionale Verteilung des Wortbestandes

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1. Soziolinguistik als sprachwissenschaftliche Disziplin

 

Allgemeine Charakteristik der Erscheinungsformen der deutschen Sprache

 

Die Sprachgemeinschaft ist nicht homogen (gleichartig), sodern heterogen (verschiedenartig). Sie setzt sich aus verschiedenen sozialen, beruflichen Schichten und Altersgruppen. Auch die Sprache ist heterogen in territorialer (regionaler), sozialer und funktionaler Hinsicht. Die Soziolonguistik ist ein Teilbereich der Sprachwissenschaft, der die Wechselbeziehungen von Sprache und Gesellschaft unter limguistischen Gesichtsounkten erforscht. Sie untersucht Korrelationen zwischen Sozialstruktur und Sprachkultur. Im Mittelpunkt steht die Beschreibung und Erklärung sprachlicher Variäteten (разновидности языка). Das heutige Deutsch ist eine Variätetensprache (eine plurizentrische, pluriareale Sprache). Man unterscheidet große nationale Variäteten des Deutschen: die bundesdeutsche Variätet, die österreichische Variätet und die Schweizer Variätet (Variätet = nationale Variante). Hinzu kommen kleinere nationale Variäteten im Luxemburg und Liechtenstein.

 

Jede Sprache zeichnet sich durch eine vertikale (regionale und nationale) Differenzierung und durch eine horizontale (soziale und funktionale) Differenzierung. Soziolingustik untersucht die Sprache auf verschiedenen Erscheinungsebenen: Idiolekt (Sprachgebrauch und Sprachverhalten, Wortschatz und Ausdrucksweise eines einzelnen Sprachteilhabers), Soziolekt (Gruppensprache, Sondersprache, Jargon), Dialekt (Mundart, Halbmundart, Umgangssprache, Argot), nationale Literatursprache (Standard).

 

In der modernen Germanistik unterscheidet man grundsätzlich drei Existenzformen der Sprache: Schriftsprache (Literatursprache), Umgangssprache (Halbmundart), Dialekt (Mundart).

 

Tabelle 1

 

 

Die Schriftsprache (Standard- oder Literatursprache) vereinigt schriftliche und mündliche Form (gesprochene Sprache). Die Literatursprache ist die Norm der deutschen Sprache und wird in den Massenmedien, an Universitäten, im offiziellen Verkehr gebraucht. Räumlich ist sie im ganzen deutschen Sprachgebiet gültig. Aus soziologischer Sicht nennt man die Reslisierung der Norm Hochsprache oder Hochdeutsch. Vom stilistischen Standpunkt aus erfüllt sie vor allem kulturelle Funktion, in ihr werden die wichtigsten Kulturkonzepte festgehalten. Die Literatursprache ist polyfunktional und verfügt über fünf funktionale Stile: 1) der Stil des offiziellen, amtlichen Verkehrs, 2) der wissenschaftlich-technische Stil, 3) der Stil der Presse und Publizistik, 4) der Stil des Alltagsverkehrs (der Alltagsrede), 5) der Stil der schönen Literatur (wortkünstlerische Kommunikation).

 

Die Umgangssprache nimmt eine Zwischenstellung zwischen Literatursprache und Mundart eine. Sie ist räumlich gesehen eine regional begrenzte Geltung oder Landschaftssprache. Soziologisch ist sie in der Regel eine Stadtsprache. Funktional ist sie vorwiegend ein mündliches Verständigungsmittel, eine Sprechsprache für nichtoffiziellen Verkehr. Je nach dem Grad der Nähe zur Literatursprache unterscheidet man drei Typen der Umgangssprache: 1) hochdeutsche / literarische Umgangssprache der Gebildeten, 2) großlandschaftliche Umgangssprachen (областные обиходно - разговорные языки) und 3) kleinlandschaftliche Umgangssprachen (местные обиходно - разговорные языки).

 

Die Mundart (der Dialekt) ist die älteste Existenzform der Nationalsprache. Mundarten sind regional begrenzt, sie dienen als Haussprache und leben vor allem in entlegenen ländlichen Gebieten. Nach dem Ausbreitungsgebiet unterscheidet man dörfliche, kleinräumliche, ständtische Mundarten. Für die deutsche Gegenwartssprache sind die regionalen lexikalisch-semantische Dubletten oder anders Heteronyme typisch, z.B. Erdäpfel "Kartoffel" (südostd., bayr., österr.), Kasten "Schrank" (südd.) oder Spind (niederd.), Debsche "Teppiche" (sächsisch). Dialektale Unterschiede zeigen sich vor allem in der lautlichen Abwandlung der Formative und in der Bewertung durch Sprachträger, vgl. dat will ik seggen, dat könn sei mi glöben. Die Verwendung der Mundart verleiht dem Verkehr Vertrautheit, familiäre Note.

 

2. Nationale Varietäten des Deutschen

 

Deutsch ist Verkehrssprache nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich, in der Schweiz, in Luxembrug und in Liechtenstein. Laut der plurizentrischen Sprachauffassung ist Deutsch eine Sprache mit mehreren nationalen Varietäten. Die nationale Varietät einer Sprache ist ihr literatisch normiertes Subsystem, ein Universalmittel des schriftlichen und mündlichen Verkehrs selbständiger Nationen und Staaten. Für die nationale Varianten (einzelne Elemente, Besonderheiten) der deutschen Sprache gebraucht man folgende Termini: für Österreich – Austriazismen, für die Schweiz – Helvetismen und für Deutschland – Teutonismen (nach U.Ammon).

 

Österreich ist seit 1918 ein selbständiger Staat mit der Staatssprache Deutsch. Der Wortschatz ist in Österreich regional, funktional und sozial gegliedert. Es treten Wörter auf, die nicht nur in Österreich, sondern im ganzen süddeutschen Raum, z.B. in Bayern verwendet werden, vgl. sd. Kren – Meerrettich, sd. Brösel – Paniermehl. Es gibt einen gesamtösterreichischen Wortschatz, der nur in Österreich gebraucht wird. "Echte" Austriazismen sind in der Eigenstaatlichkeit Österreichs begründet, vgl. Matura – Abitur, Paradeiser – Tomate, Jause – Brotzeit, Landeshauptmann – Ministerpräsindent. Es gibt auch regional begrenztes Wortgut, vgl. Heuriger – junger Wein im ersten Jahr. Manchmal treten gesamtdeutsche Wörter in österreichischen Bedeutungsvarianten auf, vgl. österr. Hausfrau – Wirtin, Vermieterin.

 

In der Schweiz ist Deutsch eine gleichberechtigte Landessprache neben Französisch, Italienisch und Rätoromanisch. Für das schweizerische Deutsch sind drei Charakterzüge kennzeichnend: die mundartliche Färbung der Umganssprache, die Altertümlichkeit des mundartlichen Wortbestandes, ein starker romanischer Spracheinfluss. Oft sagt man, das Schweizerdeutsch ein Deutsch mit romanischem Akzent ist, vgl. das Velo – Fahrrad, der Camion [ka´mĭõ:] – Lastkarftwagen, die Patisserie – Konditorei. Einige Wörter übernehmen zusätliche Bedeutung, die im bundesdeutschen Deutsch nicht vorhanden ist, vgl. der Sack – Tasche, Beutel, Bürotochter – Sekretärin. Es gibt Wörter, die nur in der Schweiz gebraucht werden, vgl. der Anken – Butter, der Finken – Hausschuh, aper – schneefrei. Typisch für das Schweizerdeutsch sind auch Diminutive auf –i (Kleidli, Schränkli) und Adjektive auf –ig (schaffig – arbeitssam). Im deutschen Sprachgebiet der Schweiz gilt das Schwyzerdütsch als eine mündliche, teilweise auch schriftliche Gemeinsprache. Neben der mundartliche gefärbten Alltagssprache benutzt man auch das so genannte Schweizer Hochdeutsch. Es ist die Sprache der volkstümlichen Literatur, der Behörden, auch der Presse und der Schule.

 

3. Allgemeine Charakteristik der Sonderlexik. Fach- und Berufswortschatz

 

Jede soziale Gruppe der Sprachgemeinschaft hat ihre Spezifik, was die Herasubildung von verschiedenen Gruppenwortschätzen bedingt. Der Wortschatz sozialer Gruppen, die durch die Gemeinsamkeit des Berufes, des Lebens- und Arbeitsbedingungen gekennzeichnet sind, heißt Sonderlexik. Die Sonderlexik ist keine selbständige Erscheinungsform der Sprache, sondern nur ein eigentümlicher Wortschatz, der von bestimmten sozialen Gruppen gebraucht wird. In der Linguistik verwendet man auch folgende Termini wie Sonderwortschätze, Soziolekte oder Soziolektismen. Bei der Sonderlexik geht es um Besonderheiten im Wortschatz ganzer Sprechergruppen (Soziolekt) und nicht um individuelle Abweichungen von der Norm. Die Sonderlexik wird nach ihrer funktionalen Beschaffenheit in zwei große Gruppen eingeteilt (nach Th.Schippan, W.Schmidt): 1. Sonderwortschätze verschiedener Berufe und Zweige der Wissenschaft und Technik (Fach- und Berufswortschatz) und 2. Sonderlexik der sozialen und der Altersgruppen (gruppenspezifische Wortschätze).

Sonderlexik

 

Fach- und Berufswortschatz

Gruppenspezifische Wortschätze

 

(soziale und Altersgruppen)

 

Termini (Fachwörter)

 

Berufslexik (Professionalismen, Halbtermini)

Studentenlexik

 

Soldatenlexik

 

Sportlexik

Geschlechtsspezifische Lexik (Genderlexik)

Jugendlexik

 

Schülerlexik

 

Fachjargonismen (Berufsjargonismen)

Jägerlexik

 

Argotismen

 

(Gaunerlexik)

 

 

Der Fach- und Berufswortschatz lässt sich in drei Gruppen einteilen: Termini, Berufslexik und Fachjargonismen.

 

Unter Termini (Fachwörtern) versteht man fachbezogene Wörter, die in fachgebundener Kommunikation realisiert werden. Termini sind definitorisch festgelegt, d.h. der Terminus ist nur durch eine Definition zu erklären. Die Definition eines Terminus erfolgt durch einen spezifischen Kontext, meist in Form eines Satzes, in dem der Terminus Subjekt ist. Termini sind nur aus der entsprechenden Theorie abzuleiten und sind somit Elemente eines terminologischen Systems. Die wesentlichen Kriterien für einen Terminus sind Genauigkeit, begriffliche Abstraktion, stilistische Neutralität. Termini können nicht nur eindeutig, sondern auch mehrdeutig sein, vgl. Operation – (Medizin) chirurgischer Eingriff, (Militärwesen) Begriff für Handlungen im strategischen und taktischen Bereich, (Mathematik) Lösungsverfahren, (Computerwesen) Art der Befehlsausführung in der Zentraleinheit eines Computers. Somit kann ein Wort als Terminus in verschiedenen Fachbereichen auftreten. Nach ihrer Herkunft sind viele Termini Internationalismen oder sie werden als Kunstwörter aus Elementen der griechischen und lateinischen Sprache gebildet (Neuschöpfungen). Die Termini können auch durch Entlehnungen (Computer) und Bedeutungswandel (Spreicher, Rohling) zustandekommen.

 

Im Unterschied zu Termini dient die Berufslexik der praktischen fachlichen Kommunikation, und nicht der theoretisch-fachlichen. Die Berufslexik (Professionalismen) wird demnach vor allem in praktischen Handlungskontexten, die Fachlexik (Termini) eher in fachwissenschaftlichen Diskursen verwendet. Die Professionalismen sind nicht standardisierte und nicht definierte Fachwörter (z.B. Gruppenwortschätze der Handwerker, Bauern, Kaufleute). Zu der Berufslexik gehören z.B. Benennungen von Werkzeugen, Erzeugnissen, Arbeitsvorgängen, Berufen. Diese Wörter differenzieren die sprachliche Nomination in einem konkreten Fachgebiet, z.B. Professionalismen der Hochschule (проф ессионализмы вуз овского речевого обихода: Hauslektüre – домашнее чтение (занятия на которых проходят обсуждение художественных произведений, читаемых дома), Professionalismen der Kinoindustrie: herausschreiben (eine Figur aus dem Drehbuch einer Fernsehserie inhaltlich motiviert eliminieren).

 

Fachjargonismen sind expressive Dubletten der Fachwörter. Das wichtigste Merkmal der Fachjargonismen ist ihre wertende (bzw. abwertende) Bedeutungskomponente. Sie werden an Stelle der Termini und Professionalismen im alltäglich vertrautem Umgang mit Angehörigen der Beufsgruppe verwendet, z.B. Computerjargon: клава (клавиатура, Tastatur), блохи (ошибки в программе), Polizeijargon: Klavier spielen (Fingerabdrücke abnehmen).

 

Einen anderen Ansatz zur Strukturierung des Fachwortschatzes (Domänenwortschatz, Domänensprache) bietet die vertikale Gliederung nach dem Wissensgefälle. Die Domäne (der Fachbereich) ist im Lexem- und Bedeutungswissen idealtypisch durch Experten repräsentiert. Im Domänenumfeld finden sich informierte Laien mit einem entwickeltem Teilwissen. Im Domänenausßenfeld finden sich absolute Laien mit einem sehr geringen Wissen. Die Experten haben das maximale fachspezifische Bedeutungswissen. Das maximale fachspezifische Bedeutungswissen der Experten wird im Laienbereich zusammenfassend reduziert und neu geordnet. Die Grenzen zwischen dem Expertenwissen und dem laientypischen Wissen sind fließend, vgl. nach M.Schlaefer:

 

Eisenhut (аконит, борец)

 

Tabelle 2 Unterschiede im Bedeutungswissen eines Terminus

 

 

 


Dieses Wissensgefälle lässt sich besonders gut an Alltagswörtern beobachten, die auch als Fachausdrücke benutzt werden (vgl. Ware, Gesellschaft). X.A. Lewkowskaja weist darauf hin, dass die Begriffe, die durch Fachausdrücke wiedergegeben werden, viel präziser sind als Begriffe, die man mit denselben Wörtern in der Alltagssprache verbindet.

 

4. Charakteristik der gruppenspezifischen Wortschätze

 

Nichtberufliche und nicht fachgebundene Domänenwortschätze wie z.B. Jugend-, Hobby-, Soldaten- oder Sportsprache werden Gruppenwortschätze (Jargonwortschätze) genannt. Diese Wortschätze bilden sich durch gemeinsame Kommunikationsbedürfnisse, Kommunikationsaufgaben und Kommunikationssituationen heraus. Unter gruppenspezifischen Wortschätzen versteht man Sonderwortschätze verschiedener sozialer Gruppen einer Sprachgemeinschaft mit gemeinsamen Lebensbedingungen und Interessen. Die gruppenspezifische Lexik liefert expressive oder euphemistische Synonyme zur Lexik der Allgemeinsprache. Hauptmerkmale, die alle Gruppenwortschätze kennzeichnen, sind die Anschaulichkeit und Bildhaftigkeit der Wörter, die meist durch metaphorische Übertragung der gemeinsprachlichen Lexik entsteht. Zu den bekanntesten Wortschätzen des Deutschen gehören die Studentensprache (шпора, хвост, Hiwi (Hilfswissenschaftler – Studenten, die an deutschen Hochschulen oder in Forschungsinstituten im Öffentlichen Dienst unterstützende Tätigkeiten in Lehre, Forschung und Service verrichten), Ersti), die Soldatensprache (война (военная подготовка), слон, Dackelhütte (Zwei-Mann-Zelt), Kaleu (Kapitänleutnant), Kanne (Kantine), Nachttopfschwenker (Zivildienstleistender), NATO-Hotel (Kaserne)), die Gaunersprache (das Rotwelsch, der Argot) u.a. Für die Sphäre des Saloppen wird in der modernen Linguistik der Terminus Slang verwendet. Nach Th. Schippan ist Slang der gruppenspezifische, burschikose (развязный, бесцеременный), überexpressive und zugleich zynischer Wortschatz großstädtischer Jugend, in dem die Bereiche Geld, Mädchen, Sexualität, Musik, Polizei, Angst, Drogen und Tod besondere Metaphorik zeigen.

 

Das Rotwelsch nimmt einen besonderen Platz ein. Die Lexik dieser Gruppe erfüllt eine Tarnfunktion. Sie ist ein Mittel, sich von den Nichteingeweihten abzusondern und für alle anderen Angehörigen der Sprachgemeinschaft unverständlich zu bleiben. Sobald ein Argotismus in der Gemeinsprache bekannt wird, wird er durch ein neues Wort ersetzt. Z.B.:

 

· Kohldampf: „Hunger“, von romani kálo, „schwarz“, daraus rotw. kohlerisch („schwarz“); in der Bedeutung intensiviert durch Zusammensetzung mit rotw. Dampf, „Hunger“, „Angst“, aus dt. Dampf (übertragen auch „Angstschweiß, Bedrängnis“)

 

· Kober: „Wirt“, von jidd. kowo, kübbo, „Schlafkammer, Bordell, Hütte, Zelt“; davon auch ankobern, „anmachen, Freier aufreißen“

 

· Model, Maudel, Mudel, Muldel: „Frau, Mädchen“.

 

Eine besondere Rolle in der gruppenspezifischer Lexik spielt der Wortschatz der Jugendlichen: Jugendslang, Jugendsprache, Jugendjargon. Träger dieses Gruppenwortschatzes sind verschiedene Altersgruppen von 14 bis 30 Jahren. Die Jugendsprache ist von Schnelllebigkeit und ständiger Erneuerung gekennzeichnet. Aus struktureller Sicht hat die Jugendsprache bestimmte Besonderheiten nicht nur im Wortschatz, sondern auch in der Wortbildung, Syntax, Prosodik und Schreibung. Aus funktioneller Sicht motivieren die Jugendsprache folgende Aspekte: der Protestaspekt (Jugendsprache ist Gegegpol zu bestehenden Normen und Konventionen), der Abgrenzungsaspekt (Emanzipationsbesterben durch Sprache), der Aspekt der Credivility (Sprache soll "echt", authentisch klingen), der Spiel- und Innovationsaspekt (der Wunsch, etwas Neues und Persönliches zu schaffen), der affektiv-emotionale Aspekt (Affekte und Emotionen kommen durch die Sprache zum Ausdruck), der kommunikativ-ökonomische Aspekt (Jugendsprache hat kommunikative Vorteile: sie ist kokreter, expressiver, ökonomischer, bequemer, entkrampft die Gesprächsatmosphäre). Aus pragmatischer Sicht unterscheidet man sieben Bereiche, die für die Jugendsprache typisch sind: kommunikative Beziehung in der Gruppe, die Befindlichkeit (Ausdrücke für Begeisterung, Entzücken, Erstaunen, Verdruss, Gleichgültigkeit), die Verbindlichkeit (Ausdrücke für Verstehen, Begreifen, Bewerten, Drohen), Musik, Reizobjekte (Ausdrücksweisen in Bezug auf Kneipe, Disko, Kleidung, Frisur etc.), Weltanschauung und Lebensstil.

 

In der modernen Linguistik spricht man auch in Verbindung mit der Jugendsprache von der sogenannten inneren Mehrsprachigkeit. Von manchen Forschern wird die Jugendsprache als eine sprachliche Varietät (Standard und Varietät) betrachtet. Das Zusammenwirken der beiden Sprachformen kann man als eine Art Diglossie sehen (диглоссия, специфическая социолингвистическая ситуация сосуществования в об-ве двух языков или двух форм одного языка, характеризующаяся: а) строго дополнительным распределением функциональных сфер применения языка (языковых форм); б) разной престижностью языка (языковых форм) и сознательным отношением к этому участников языковой ситуации).

 

Nach Stepanova, Černyševa werden in der Jugendsprache folgende sprachliche Mittel realisiert: 1. Polysemie, metaphorische Übertragung, 2. Entlehnungen, 3. Bebrauch bestimmter Wortbildungsmodelle (z.B. auf –i / –o), Konversion, stereotype Satzstrukturen.

 

Die Jugendsprache und die Umgangssprache haben einige gemeinsame Züge. Eine scharfe Grenze zwischen Gruppensprachen und Sprachvarietäten ist schwer zu ziehen.

 

Zwischen der Sonderlexik und dem Allgemeinwortschatz bestehen ständige wechselseitige Beziehungen. Spezielle Untersuchungen zeigen, dass die Übergänge aus der Fachlexik in die Gemeinsprache besonders in der Fachbereichen verbreitet sind, die eng mit dem Leben der modernen Gesellschaft zusammenhängen (Medizin, Technik, Sport, Computer). Auch Gruppenwortschätze stehen in enger Wechselbeziehung zu Fach- und Berufswortschätzen.

 

5. Genderforschung als Teil der Sozio- und Psycholinguistik

 

Genderforschung ist eine neue Richtung in den Humanwissenschaften (гендер – социокультурный аспект половой принадлежности человека). Das Gender ist ein soziokulturelles Phänomen. Die linguistische Genderforschung beschaftigt sich mit folgenden Fragen: Wie kommen Männlichkeit und Weiblichkeit in verschiedenen Sprachen zum Ausdruck? Durch welche sprachlichen Mittel im Wortschatz, in der Grammatik, in der Intonation wird weibliches und männliches Sprachverhalten realisiert? Welche Genderstereotype gelten in der Sprache (z.B. Ein Mann – ein Wort, eine Frau – ein Wörterbuch)? Inwieweit ist die Männerdominanz in der Sprache akzentuiert und akzeptiert (Androzentrismus)?

 

Die linguistische Genderforschung ist mit der Soziolinguistik, der Psycholinguistik und mit der feministischen Kritik an der Sprache eng verbunden. Die feministische Kritik richtet sich gegen die Männderdominanz im Leben und im Sprachbau. Die Verterterinnen dieser Bewegung kritisierten Deutsch als eine Männersprache. Die Frauen sind sprachlich unterordnet, so z.B. sind die meisten femininen Berufsbezeichnungen von maskulinen abgeleitet. Seit den 90er Jahren ist die sprachliche Gleichbehandlung gesetzlich verankert. So z.B. werden die Stellenangebote mit Binnen-I gestaltet: LehrerInnen, SachbearbeiterInnen. Es sind die folgenden Richtlinien zu beachten: Paarformulierungen (сплиттинг) (liebe Bürgerinnen und Bürger), geschlechtsneutrale Formen (die Studierenden, die Auszubildenden), Verzicht auf persönliche Benennung (Rat eines Arztes – ärztlicher Rat), semantische Kongruenz (Ein Mädchen trat ins Zimmer. Sie war gut gelaunt).


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