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Lektion 3
1. Lesen Sie die Texte. Was bedeutet „ Missverständnis“? Wie kann man es vermeiden? KULTURELLE MISSVERSTÄNDNISSE Peinlich, was Leonid Breshnew passierte, als er 1973 US-Präsident Richard Nixon besuchte. Immer wenn der sowjetische Staatschef etwas besonders gut fand, streckte er die Arme waagrecht in Augenhöhe aus und klatschte in die Hände. In der UdSSR gilt dies als Zeichen der Freundschaft. In den Vereinigten Staaten klatschen so nur Boxer, um zu zeigen: “Ich bin der Sieger”. Andere Länder, andere Sitten. Ein Missverständnis in einem brasilianischen Reitclub hatte schmerzhafte Folgen. Dort musste der Schreiner das Geländer einer Veranda erhöhen, weil immer wieder mal Nordamerikaner und Nordeuropäer rücklings hinuntergestürzt waren. Ihre südamerikanischen Pferdefreunde hatten den üblichen “nordischen” Gesprächsabstand von einer Armlänge nicht eingeharten, die Gäste sich unbewußt bedroht geführt. Schritt um Schritt wichen sie zurück, die Südländer rückten nach — bis zum Sturz. Zu kreuzweisem Missverstehen kann es kommen, wenn jeder in bester Absicht bemüht ist, auf die Art des anderen einzugehen. So lernen deutsche Manager, dass es in Japan eine Beleidigung ist, ohne Umschweife zum Kern der Sache zu kommen. Wenn der Japaner sich gleichzeitig auf den vermeintlich ungeduldigen Deutschen einstellt, war alles für die Katz. Auf falsche Gedanken könnte ein Engländer kommen, der sich mit einem Mann aus Puerto Rico unterhält. Der wird ihn dabei, wie bei Beobachtungen gezählt wurde, womöglich 180mal pro Stunde berühren. Für den Briten genau 180mal zu oft. Ein per Zeigefinger und Daumen geformtes 0 heißt in den Vereinigten Staaten “okay”, in Japan “Geld”, in Frankreich “taugt nichts”, in Deutschland “super” und auf der Autobahn “Arschloch”. Die Grundursache des Missverstehens ist stets die Einbildung, man wisse genau, was der andere denkt und fühlt, hat der amerikanische Kommunikationsforscher Paul Watzlawick erkannt. Von ihm stammt auch die Geschichte mit dem Hammer. Ein Mann will sich von seinem Nachbarn einen Hammer ausleinen. Auf dem Weg dorthin versteift er sich immer mehr in die Vermutung, der andere werde ihm den nicht borgen. Endlich angekommen, blafft er den erstaunten Nachbarn nur noch an: “Behalten Sie Ihren Hammer, Sie Rüpell!” Doch das alles ist harmlos gegen das tägliche Missverstehen der Geschlechter. Ob anerzogen oder angeboren, Mann und Frau senden auf verschiedenen Frequenzen. Frauen bieten beim Reden Nähe und Gefühl an, Männer Fakten und Selbstlob. Auf die Klage “Alle nutzen mich aus” geben Männer kluge Ratschläge, wie man sich dagegen wehrt. Doch Frauen wollen eher Trost. Wird dagegen ein Mann getröstet, so führt er sich klein gemacht. US-Soldaten, die während des Zweiten Wertkrieges in England stationiert waren, hielten die meisten Mädchen dort für Flittchen. Die britischen Girls sahen es umgekehrt: Für sie waren die US-Boys sexuelle Wüstlinge. Als Ursache entlarvten Verhaltensforscher “unterschiedliches Paarungsverhalten”. Hevor es zu Geschlechtsverkehr kommt, durchläuft man zwar in beiden Ländern 30 Stufen der Annäherung. Aber in den Vereinigten Staaten steht der Kuß schon an fünfter, in England erst an 25. Stelle. Da nun die Jungs so früh küssten, waren sie in den Augen der Engländerinnen schamlos. Und da die Mädels schon beim ersten Kuß glaubten, vor der Entscheidung stehen “Jetzt oder nie” — und sich mitunter für “jetzt” entschieden —, waren sie für die Soldaten ebenfalls. Missverständliche Situationen 1. Ein französischer Austauschschüler beklagt sich nach ein paar Tagen bei seiner Gastfamilie, dass er dort kein Abendessen bekommt (nur Brot, Käse und Aufschnitt). In Frankreich nimmt man abends eine warme Mahlzeit zu sich, in Deutschland isst man kalt; Brot ist in Frankreich nur eine Zugabe zum Essen, nicht die Grundlage einer Mahlzeit wie beim deutschen Abendessen (und Frühstück); Käse isst man in Frankreich als Nachspeise, Aufschnitt ist gar nicht üblich; das traditionelle deutsche Abendessen besteht aus Brot, Butter, Käse und Wurst. Also hat der junge Franzose den Eindruck, dass es abends kein Essen gibt. 2. Eine russische Teilnehmerin bekommt von ihrer deutschen Gastfamilie gesagt: “Bitte fühlen Sie sich bei uns wie zu Hause — Essen ist im Kühlschrank, Getränke sind im Keller, nehmen sie sich jeder Zeit, was Sie möchten”. Sie äußert im Seminar, sie fühle sich “nicht als Gast” behandelt. “Gast sein " heißt für die russische Teilnehmerin, immer gefragt zu werden, ob und was sie essen und trinken möchte; die Gastgeber holen das Gewünschte und alles, was sie im Angebot haben, und stellen es auf den Tisch. In Deutschland gibt es immer mehr Familien, wo jeder sich zu essen und zu trinken nimmt, wann und was er möchte. Das hängt u.a. mit der veränderten Rolle der Frauen zusammen, die sich immer seltener als Hausfrauen und dienstbarer Geist für die Familienmitglieder sehen. ‘Fühlen Sie sich wie zu Hause” bedeutet deshalb, dass der Gast nicht warten muss, bis er nach seinen Wünschen gefragt wird, er soll sich wie die anderen Familienmitglieder selbst bedienen. 3. Eine brasilianische Studentin: “Die Deutschen sind kalt — sie geben sich bei der Begrüßung nur die Hand”. In Brasilien schüttelt man sich nur zu feierlichen undformellen Anlässen die Hand, deshalb empfindet die Brasilianerin die Begrüßung als “kalt", nämlich steif und formell. Unter Freunden, Verwandten und Bekannten küsst man sich zur Begrüßung auf die Wange, in Deutschland ist das Küssen zur Begrüßung traditionell unüblich, es kommt aber besonders unter jüngeren Leuten zusehends in Mode. 2. Lesen Sie den Text. Welche Folgen können Missverständnisse haben? EIN DEUTSCHES “NEIN” HEISST “NEIN” Im vorigen Winter bin ich nach Deutschland gefahren, um meine deutschen Sprachkenntnisse zu verbessern und die Deutschen kennenzulernen. Ich versuchte, mit den Deutschen Kontakt aufzunehmen. Deshalb habe ich wiederholt Deutsche eingeladen. Und jeder, den ich eingeladen hatte, aß gerne ägyptisches Essen. Doch einmal, als ich einen Taxifahrer und seine Frau zu mir eingeladen hatte, geschah etwas Seltsames. Ich hatte mich einen halben Tag auf diese Einladung vorbereitet. Als sie um 18 Uhr kamen, war der Tisch schon gedeckt. Ich sagte: “Warum gucken Sie so? Das ist nicht zum Gucken, sondern zum Essen.” Die Frau und ich setzten uns zum Essen hin, aber der Mann wollte nicht und sagte: “Nein, danke!” Ich sagte: “Aber kommen Sie zum Essen, es wird Ihnen gut schmecken.” — “Nein”, wiederholte er. Dann habe ich noch einmal gebeten: “Aber probieren Sie mal!” Da sagte er ärgerlich: “Ich kann nichts essen.” — “Das geht doch nicht!”’ sagte ich, “Sie müssen etwas essen.” Da erwiderte er: “Was sind Sie für ein Mensch!” Ich dachte: Was hast du getan, dass er so ärgerlich ist? Während des Essens fragte ich die Frau, die mich anstarrte, als bin ich verrückt: “Warum will er nichts essen?” — “Ehrlich, wenn er könnte, dann hätte er gern gegessen. Wir hatten keine Ahnung, dass Sie uns zum Essen einladen würden.” — “Ach, Entschuldigung”, sagte ich. “Bei uns in Ägypten ist bei einer Einladung das Essen eine ganz selbstverständliche Sache. Der Gast sagt zwar aus Höflichkeit “Nein danke”, aber damit ist nicht gemeint, dass er wirklich nicht essen will. Man soll den Gast mehrmals zum Essen auffordern, und der Gast wird immer etwas nehmen, auch dann, wenn er keinen Hunger hat, damit die anderen nicht böse auf ihn werden.” So habe ich erfahren, dass “Nein” auf Deutsch ehrlich “Nein” heißt. Fatma Mohamed Ismail 3. Lesen sie den Text. Warum findet Mustapha el Hajaj die deutschen „Schweine-Angelegenheiten“ unverständlich? Поиск по сайту: |
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