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Билет 65(б)

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Profes­sionalismen ihren speziellen Charakter allmählich verlieren und, nachdem sie überall verständlich und gebräuchlich geworden sind, in den allgemeinen deutschen Wortschatz eintreten.

Jargons sind Abzweigungen von der Nationalsprache, die sichvon ihr durcheine besondere Lexik unterscheiden. Im beträcht­lichen Grade werden die allgemeinüblichen Wörter in Jargons durch eine besondere Lexik ersetzt. Das ist eigentlich die Lexik eines kleinen Kreises von Menschen, die aus irgendwelchen Gründen nach einer sprachlichen Absonderung streben.

Die Jargons zerfallen in drei Gruppen: Klassenjargons, Gruppen­jargons und Geheimjargons (Argot).

Klassen Jargons entstehen unter bestimmten historischen Umständen und stellen gewöhnlich die Sprechweise der Oberschichten der herrschenden Klassen in der Klassengesellschaft dar.

Zu den Gruppen Jargons gehört die Lexik der Menschen, die gezwungen sind, gemeinsam zu leben, viel Zeit mitein­ander zu verbringen. Diese Jargons entstehen spontan und zu keinen besonderen Zwecken. Darunter sind solche wie der Soldatenjargon, der Studentenjargon, der Jargon der Seeleute, der Schüler u. a. Für alle diese Jargons sind folgende Merkmale charakteristisch: die Jargonlexik ist sehr bildlich, in ihrem Gebrauch beschränkt, von Ironie und Sar-kasmus durchdrungen und besitzt viele emotioneil gefärbte Synonyme. Diese Wörter sind meistenteils künstlich gebildet, und manche von ihnen haben keine Entsprechungen in der Nationalsprache. Die Bildhaftigkeit der Jargonismen kann man an denen der Soldaten, der Studenten und einigermassen auch der Schüler verfolgen. So nennt man beim Militär das Gewehr — Knarre, Soldatenbraut; das Maschi­nengewehr — Stottertante, Tippmamsell, Totenorgel, Drehorgel, Kaf­feemühle, Deuselmaschine u. a.; Pioniere (militär) — Maulwürfe. Die Seeleute nennen den Koch ironisch-scherzhaft den Speisemeister, oder Schmierdieb, Speksnider (Speckschneider); den Feldscher — verächtlich Lapper; Konservenfleisch — Kabelgarn usw. Emotio-nell gefärbt ist auch der Jargonismus für die Feldküche — Gulaschka­none.

Die Studenten an alten deutschen Universitäten nannten sich Burschen, Bacchanten, Musensöhne, Brüder Studiosi usw. Neulinge wurden von ihnen ironisch Füchse, Mutterkälber, Weiber — Besen, Einwohner einer Universitätsstadt, die nichts mit den Studenten zu tun hatten — Philister genannt.

Manche Jargonismen verlieren allmählich ihre Spezifik und gehen in den allgemeinen Wortschatz über, zunächst in die Umgangssprache, z. B. büffeln, ochsen, pauken für angestrengt lernen, schwänzen in der allgemeinen Bedeutung — etwas versäumen öder Pinkepinke als Bezeichnung für Geld.

Unter dem Argot verstehen wir den Jargon solcher deklassierten Gruppen der Gesellschaft, die ihre Handlungen zu verheimlichen su­chen, wozu sie auch ihrer Lexik einen geheimen, abgesonderten Charak­ter verleihen. Daher heisst manchmal das Argot auch Geheimspra­che. Das Argot dient in der kapitalistischen Gesellschaft als ein eigentümliches Verteidigungs- und zugleich Kampfmittel der durch die kapitalistischen Gesetze verstossenen, verfolgten deklassierten Menschen. Das Argot ist ein geheimer, konspirativer Jargon, eine Art Parole, nach der die deklassierten Elemente einander erkennen und miteinander in Verbindung treten. Mit dem Zugrundegehen der bürgerlichen Gesellschaft verschwindet auch allmählich das Argot.

Den Argotismen sind folgende Merkmale eigen:

a) Sie zeichnen sich durch Spezialisierung und Konkretisierung der auszudrückenden Begriffe aus, daher gibt es viele Synonyme für die Bezeichnung der für die deklassierten Menschen wichtigen Begriffe, z. B. für Gefängnis — Kasten, Käfig, oder ironisch—Schule, höhere Töchterschule, Laushütte; für Geld — Heu, Staub, Qualm, Bimbs, Penunse; für ins Gefängnis kommen — ins Kittchen kommen; für im Gefängnis sitzen — Knast schieben.

b) In den Argots findet man viele spezielle Wörter, die die allgemeindeutschen Bezeichnungen für verschiedene Begriffe ersetzen: sprechen — sabbeln, Gespräch — Gesabbel, anzünden — ankokeln.

c) Im Argot findet man eine sonderbare Annäherung der Bedeutung mancher semantisch ganz verschiedener Wörter aneinander, welche die Weltanschauung, Ansichten, Lebensvorstellungen der Deklassierten charakterisieren. Das Wort Luder z. B. hat im Argot keine beleidigende Bedeutung. Es erscheint vielmehr als freundlich gemeintes Wort. Du bist ein gutes Luder, ein feines Luder; Lüderchen ist sogar ein

Kosewort. Vollständig gutartig klingt im Argot der Satz es war kein Aas zu Hause in der Bedeutung 'kein Mensch'.

Das Verb handeln gebraucht man anstatt stehlen; arbeiten, Geschäfte machen anstatt Prostitution treiben.

Für die Deklassierten bedeuten alle diese Erscheinungen nichts Schändliches.

 


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