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Schwach phraseologisierte Verbindungen waren

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Fälle dieser Art finden sich vor allem dort, wo in der älteren Zeit bei einem

substantivischen Kern noch zahlreiche Möglichkeiten verbaler oder adjektivischer

Kombinationen vorhanden waren.

Unter den vielen Phraseologismen mit der Komponente Fuß findet man (1) mit

jmdin. auf'freundschaftlichem/ gespanntem/ vertrautem o. ä. Fuß stehen 'mit jmdm.

ein freundschaftliches... Verhältnis haben' und (2) auf großem Fuß leben 'aufwendig

leben'. In beiden Phraseologismen geht die Komponente Fuß auf die..früher übliche

Verwendung von Fuß im Sinne von „Stand, Zustand; Grundlage; Maß" zurück, an die

sich auch Zusammensetzungen wie „Kriegsfuß, Duzfuß, Zinsfuß" anschließen"

(Duden 11). Synchron ist diese Bedeutung nicht mehr üblich, so daß in beiden Fällen

Fuß nur an die heute sich anbietende Bedeutung 'Körperteil...' anschließbar ist. Dies

ist eine volksetymologische Deutung (vgl. 6.1), die vermutlich von jedem Sprecher,

den man befragen würde, mindestens für den ersten Phraseologismus vorgenommen

würde und die durchaus - als Metapher oder Metonymie - einen gewissen Sinn ergibt

(wobei das Verb stehen die Ankniipfbarkeit noch unterstützt). Der zweite

Phraseologismus ist relativ stark idiomatisierl, insofern die phraseologische Ge95

samtbcdeulung wohl kaum mehr aus der wörtlichen Bedeutung der Verbindung

verstehbar ist. Daß der erste Ausdruck in höherem Maße semantisch durchsichtig ist

als der zweite, zeigt sich auch daran, daß er in der Adjektiv-Position eine ganze Reihe

von Varianten zuläßt (wovon die genannten wohl die üblichsten, aber nicht die einzig

möglichen sind), während eine Ersetzung von groß im zweiten Fall wohl schon als

Modifikation aufzufassen wäre. Ein Symptom für die starke Pbraseologisierung des

zweiten Ausdrucks ist auch, daß man ihn mit dem ersten kaum mehr in einen

semantischen Zusammenhang bringen würde.

Im 18. Jahrhundert waren die Ausdrücke mit der Komponente Fuß in noch viel

ausgeprägterem Sinne lebendig, wie die folgenden Belege aus Knigge zeigen:

Dies war indessen immer noch eine Art von Existenz, die ihm behagle, solange

das Ding in gewissen Schranken blieb und es ihm erlaubt war. auf vehrtaulichem

Fuße mit vornehmen Leuten umzugehen. (Knigge, 131)

Es gibl Eltern, die (...) ihre Kinder kaum ein paar Stunden des Tages sehen (...).

oder wenn diese schon erwachsen sind, mit ihnen auf einem so fremden, liößiehen

Fuße leben, als wenn sie ihnen ear nicht gehörten. (Kniaue, 148)

Bei Leuten, die nicht auf einem sehr großen Fuß leben, soll man daher nicht

leicht unvermutet kommen oder sich selbst einladen. (Knigge. 241)

Am besten ist es. sieh mit ihnen [d. i. Friseurs, Baibiers und Putzmacherinnen]

auf einen ernsthaften Fuß zu setzen. (Knigge. 231)

Es ist wahr, daß es unter den Männern dieser Art hie und da solche gibt, die

eine so traurige Figur außer ihrer Studierstube spielen, daß man nicht wohl auf einem

bessern Fuß mit ihnen uingelm kann. (Knigge, 246)

Kann man dies aber nicht lindern, (...) so setze man sich womöglich uhfden

Fuß, durchaus nicht cingeflochten zu werden in die obwaltenden Streitigkeiten!

(Knigge. 253)

[Diese Verwendung ist insofern noch auffälliger als die vorhergehenden, als an

Fuß ein Infinitivsatz angeschlossen wird.]

Für Knigge. der sich mit dem sozialen Verhalten befaßt, sind die

Phraseologismen mit der Komponente Fuß offenbar von großer Wichtigkeit. Hs

scheint bereits ein gewisser Grad an Phrascologisierung vorzuliegen, insofern Fuß

jeweils in dem gleichen syntaktischen Schema auftritt:

Präp. -Artikel - Adj. - [Fuß] - Verb. (Beim letzten Beispiel steht an Stelle des

Adjektivs der Infinitivsatz nicht eingeßoehten zu werden...)

Aber die Füllung des Schemas ist noch an keiner Stelle; völlig verfestigt. Bei

der näheren Charakterisierung des Fußes (primär durch Adjektive) dürfte kaum eine

Beschränkung vorhanden gewesen sein, wie besonders auch die Formulierung mit

einem Infinitivsatz nahelegt. Die z.wci heutigen Ausdrücke, die von der ganzen

Palelle der Möglichkeiten übriggeblieben sind, wurden damals sicherlich noch als

semantisch zusammengehörig empfjmden. Adelungs Eintrag unter Fuß 2 zeigt sehr

schön das Übergangsstaditim. in dem sich Ausdrücke mit Fuß zu Knigges Zeiten

befanden:

„Figürlich 4) Der Zustand einer Sache ohne Plural. Seine Sachen stehen auf

einem guten, auf einem schlechten Fuße. Eine Sache wieder auf den alten Fuß setzen.

Ich habe mich auf den Fuß gesetzt, daß ich seiner nicht bedarf." 5) Die Art und Weise

der Behandlung einer Sache, (a) (...) Muß sie auf einem so kindischen Fuße mit mir

umgehen? (...) Auf einem großen Fuße leben, vornehm. prächtig. Ein großer fuß war

ehedem eine Zierde (...)

Die von Adelung gegebenen Beispiele sind vermutlich partiell

phraseologisiert, aber sicherlich noch semantisch durchsichtig. Die

Bedeutungsangabe bei auf einem großen Fuße leben (und die zusätzlichen

Ausführungen über die Herkunft des Ausdrucks) deuten bereits - was die

adjektivische Komponente betrifft - auf Idiomatisicrung hin.

Mit der Komponente Stand gibt es heute ein paar Phrascologismen, von denen

zwei im Veralten begriffen sind: jmdn, in den Stand setzen, etw. zu tun 'jmdn.

ermöglichen, etw. zu tun' und gut im Stande sein 'bei guter Gesundheit sein; in

Ordnung sein". Dann gibt es die univeiWerten Formulierungen außerstande, imstande

sein, instand hallen, instand setzen, zustande bringen/ kommen.

Die Gärten lieferten die schönsten Muster, und obschon die Kränze sehr reich

ausgestattet wurden, so kam man doch früher, als man gedacht hatte, damit zu

Stunde. (Goethe, Wahlverwandtschaften, 138 f.)

Ein Tischler, ein Tapezierer (...). nur dieser bedurfte man. und in kurzer Zeit

war das Gebäude im Stande. (Goethe, Wahlverwandtschaften, 196)

Als sie das Übrige mit Beihülfe Nannys wieder einpacken wollte, konnte sie

kaum damit zu Stande kommen. (Goethe, Wahlverwandtschaften, 250)

Adelung unter „Stand":

2. (2) Eigentlich, der Inbegriff der zufälligen Bestimmungen eines Dinges, (a)

im weitesten Verstande, und ohne Plural, wo es oft mit Zustand gleichbedeutend isl

(...)

Du wirst einen schweren Stand bekommen, wirst viel zu leiden, viel

Hindernisse zu überwinden bekommen. Das war ein harter Stand. Er schien den

Stand meines Herzens zu wissen, den Zusland. Die Sache befindet sich noch in dem

vorigen Stande. Etwas wieder in den vorigen Stand setzen. Etwas im Stande erhallen,

in dem gegenwärtigen oder auch im gehörigen Stande. (...) Im Stande seyn. etwas zu

thun, die nöthigen Kräfte, das Vermögen, den Willen dazu haben. Er setzt mich durch

seine zu große Sparsamkeit außer den Stand (besser außer Stand, ohne Artikel)

jemanden Gutes zu ihun, Geliert.

Auch hier liegt also ein Zwischenstadium zwischen freien und

phraseologischen Verbindungen vor.

Einzelfalle wie der folgende sind wohl nur zufällig zu entdecken:

Ulrich Briiker hat während seiner Zeit als Hirte eine - wir würden heute sagen -

psychische Krise, er nennt es „neue sonderbare Gcmüthslage", in der er mal

selbstquälerisch, mal übermütig ist. Nach einer depressiven Phase erholt er sich

wieder:

Bisweilen fieng ich wieder an zu jauchzen und zu jolen, und trollte aufs neue

sorglos über alle Berge, (ßräker. 78 f.)

Wenn wir heute den Ausdruck über alle Berge im konkreten Sinne verwenden

würden, ließe sich die Assoziation zum Idiom /längst] über (die Berge sein 'auf und

davon sein' (Duden 11) nicht vermeiden, und damit käme eine phraseologische

Bedeutung ins Spiel, die im Zitat nicht gemeint ist.


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